Prozess:Als falscher Polizist 880.000 Euro geklaut? Mann vor Gericht

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Ein Mikrofon steht in einem Saal eines Gerichts. (Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild)

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Berlin (dpa/bb) - Weil er als Mitglied einer Bande falscher Polizisten Seniorinnen und Senioren um insgesamt knapp 880.000 Euro gebracht haben soll, steht ein 23-Jähriger vor dem Berliner Landgericht. Als „Kommissar vom Raubdezernat“ soll er vor allem ältere Menschen angerufen und sie trickreich dazu gedrängt haben, ihr Vermögen bereitzustellen und vermeintlich in Sicherheit bringen zu lassen. In 19 Fällen habe er die Betroffenen laut Anklage um deren Vermögen gebracht, in 58 Fällen blieb es demnach beim Versuch. Ob sich der 23-Jährige zu den Vorwürfen äußern wird, blieb zu Prozessbeginn am Dienstag zunächst offen.

Der Angeklagte soll für eine aus der Türkei agierende Bande vor allem als „Keiler“ agiert haben. So nennen Ermittler Anrufer, die sich am Telefon als Polizist oder Staatsanwalt ausgeben und ältere Menschen rhetorisch gewandt nach Geld, Schmuck, Münzen ausfragen und dann vor angeblichen „Räuberbanden“ oder „korrupten Bankmitarbeitern“ warnen. Opfern sei durch häufige und lange Anrufe erheblich zugesetzt worden, so die Anklage. Die Beute soll dann jeweils an Hintermänner in der Türkei weitergeleitet worden sein.

Im Prozess geht es um Taten in der Zeit zwischen September 2020 und Oktober 2021. Der 23-Jährige, der sich seit Oktober vorigen Jahres in Untersuchungshaft befindet, soll laut Anklage einer hierarchisch strukturierten Bande angehört haben. Ältere Menschen in Berlin, Köln, Hamburg und weiteren Orten seien betrogen worden. Von Mittätern seien die an vorgegebenen Orten wie Haltestellen oder Mülleimern hinterlegten Wertgegenstände abgeholt worden.

Mehrere Mitglieder der Bande wurden laut Staatsanwaltschaft bereits vom Landgericht Berlin rechtskräftig zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die höchste Strafe lag demnach bei siebeneinhalb Jahren. Der Prozess wird am 17. April fortgesetzt.

© dpa-infocom, dpa:230328-99-122792/2

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