Portugal:Schüsse im Wahllokal

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Ein Mord hat die Kommunalwahlen in Portugal überschattet: Ein Kandidat der Sozialistischen Partei erschoss in Ermelo den Gatten der konservativen Bürgermeisterin. Ob es sich um einen politischen Zwist handelt, ist unklar.

Schüsse im Wahllokal, Bestürzung in ganz Portugal: Ein Mord hat am Sonntag die Kommunalwahlen überschattet. Bei einem Schusswechsel in der nordportugiesischen Gemeinde Ermelo wurde der Gatte der konservativen Bürgermeisterin vom Kandidaten der sozialistischen Partei niedergestreckt. Der Mann erlag seinen Verletzungen.

Vor zwei Wochen fanden in Portugal Parlamentswahlen statt. Nun kam es bei den Kommunalwahlen zu einem Mord. (Foto: Foto: dpa)

"Er hat das Wahllokal betreten und, ohne ein Wort zu sagen, sofort auf den Ehemann der Bürgermeisterin geschossen", sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur Lusa.

Die Angaben zur Tat sind widersprüchlich: Die Polizei sprach von einem offenbar politisch motivierten Zwist. Die Online-Ausgabe der Zeitung Público berichtete dagegen unter Berufung auf Anwohner Ermelos, die Hintergründe seien wohl in einem seit Jahren währenden, gerichtsnotorischen Streit um Grundstücke zu suchen. Ein regionaler Sozialistenführer sprach von Notwehr; der am Nachmittag gefasste Mann sei selbst verletzt worden.

Portugals sozialistischer Premierminister José Sócrates verurteilte die Tat aufs Schärfste. Die Wahlen im 800-Einwohner-Dorf Ermelo wurden den Angaben zufolge ausgesetzt. Sie solle am nächsten Sonntag abgehalten werden, teilten die Behörden mit.

In den meisten der 308 Gemeinden wurde derweil bei den Kommunalwahlen mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Kandidaten der Sozialisten und der konservativen PSD gerechnet. Bis zum Nachmittag zeichnete sich landesweit eine niedrige Wahlbeteiligung ab.

Die Kommunalwahlen sind nach den Europawahlen im Juni und den Parlamentswahlen vor zwei Wochen bereits der dritte Urnengang binnen kurzer Zeit. 9,5 Millionen Portugiesen waren aufgerufen, ihre Vertreter neu zu bestimmen.

Amtsinhaber Antonio Costa von der Partido Socialista (PS) hat den Urnengang in der Hauptstadt Lissabon Prognosen zufolge gewonnen. Der 48-Jährige erhielt laut verschiedenen Fernsehsendern am Sonntag zwischen 43 und 48 Prozent der Stimmen und damit deutlich mehr als sein konservativer Herausforderer Pedro Santana Lopes. Auch in der zweitgrößten Stadt des Landes, Porto, setzte sich mit dem konservativen Rui Rio der Amtsinhaber durch.

Bei den Parlamentswahlen hatte die PS von Sócrates zwar mit 36,5 Prozent gewonnen, die 2005 erstmals errungene absolute Mehrheit aber deutlich verfehlt. Sócrates sagte, er wolle erst nach den Kommunalwahlen über die Bildung einer Minderheitsregierung sprechen.

© SZ/dpa/AFP/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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