Porno-Verleger Flynt schaltet Anzeige:Eine Million Dollar für einen Sex-Skandal

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Die schlüpfrigen Affären der US-Politiker sind Larry Flynt viel Geld wert: Jetzt hat der Verleger des pornografischen Magazins "Hustler" eine Anzeige geschaltet, in der er für Informationen zu möglichen Sex-Skandalen ein Vermögen in Aussicht stellt. Eine Masche, die bereits in der Vergangenheit erfolgreich war.

Sophia Lindsey

Versteht sich als Aufdecker der Sex-Affären von Politikern: Porno-Größe Larry Flynt. (Foto: Reuters/sz.de)

Wenn Bill Clinton verkündet: "Ich hatte keine sexuelle Beziehung mit dieser Frau"; wenn der Kongressabgeordnete Anthony D. Weiner auf einer Pressekonferenz in Tränen ausbricht, weil Bilder seiner ausgebeulten Unterhose um die Welt gehen - dann sind das Eine-Million-Dollar-Momente, findet Larry Flynt. Für solch lukrative Skandalgeschichten ist der Herausgeber eines berüchtigten US-Pornomagazins bereit, tief in die Tasche zu greifen: Jüngst schaltete er in der Washington Post eine Anzeige, in der er für Informationen zu "Seitensprüngen, Sexvergehen oder Korruptionsaffären" von US-Politikern bis zu eine Million Dollar in Aussicht stellt. Gezahlt werde nach Prüfung und bei Veröffentlichung der Geschichte.

"Larry Flynt, investigativer Pornograf" titelte die Washington Post schon im Jahr 1998, als eine ähnliche Anzeige zur Aufdeckung der vier außerehelichen Affären des Politikers Robert "Bob" Livingston führte. Dieser zog daraufhin seine Kandidatur als Sprechers des republikanischen Repräsentantenhauses zurück und legte sein Amt als Abgeordneter nieder. Just in diesem Jahr erreichte auch die Debatte um die Lewinsky-Affäre ihren Höhepunkt - in der Diskussion hatte sich Livingston noch als Moralapostel aufgeschwungen und heftig den Rücktritt des Präsidenten gefordert.

"Ich wollte die Scheinheiligkeit entlarven", erklärte Flynt damals, der als Herausgeber des Porno-Magazins Hustler bekannt wurde, dessen Leben bereits verfilmt wurde und der seit einem Attentat im Jahr 1978 von der Hüfte abwärts gelähmt ist. Er gab an, die Vorwürfe würden von einer Privatdetektei in Washington überprüft, die sich aus "früheren CIA- und FBI-Agenten" zusammensetze. Und während ein Redakteur von "Gossen-Journalismus" sprach, kündigte Larry Flynt an: "Dies ist erst der Anfang."

Er hielt, was er versprach. Jüngster Coup: Im September des Jahres 2011 startete er einen Aufruf, der gegen einen ganz bestimmten US-Politiker gerichtet war: "Hatten Sie eine homosexuelle oder heterosexuelle sexuelle Beziehung mit dem Gouverneur Rick Perry?" überschrieb er eine Anzeige, die er in der 14-tägigen Zeitung Austin Chronicle und im Satiremagazin The Onion veröffentlichen ließ.

Doch Flynt hat durchaus auch Mitleid mit den Opfern von Medienkampagnen: Als Anthony D. Weiner im Juni desselben Jahres, also nur wenige Monate zuvor, stammelnd seinen Fehltritt zugab, legte der Hustler-Chef plötzlich andere Maßstäbe an und unterbreitete dem Ex-Abgeordneten ein Jobangebot: eine Anstellung bei der Flynt Management Group, Herausgeber von Hustler und etwa 20 weiteren Magazinen, sowie eine Gehaltserhöhung um 20 Prozent im Vergleich zu dem, was er im Repräsentantenhaus verdient habe.

"Dieses Angebot ist nicht scherzhaft gemeint", schrieb der Porno-Riese und bekennender Anhänger der demokratischen Partei in einem Brief an Weiner. Er empfinde dessen Situation als "bestes Beispiel für grundlosen politischen Druck und die Heuchelei, die in unsere Demokratie in Washington DC eingedrungen ist".

Scheinheiligkeit ist offensichtlich eine Frage der Perspektive.

Jedenfalls hat Flynt ein Händchen für das, was die Bevölkerung anzieht und in Aufruhr versetzt: In den siebziger Jahren entdeckte er die Pornografie für sich, später die Sex-Skandale der amerikanischen Politiker. Die gibt es indes auch ohne den journalistischen Einsatz des 69-Jährigen.

Einige haben wenig Auswirkung, wie die außereheliche Affäre, die der Politiker Newt Gingrich im Jahr 2007 eingestand - und die zeitgleich mit der versuchten Amtsenthebung von Bill Clinton vonstatten ging, an der Gingrich maßgeblich beteiligt war. Trotz des Fehltritts nimmt Gingrich aktuell an den Vorwahlen zu den US-Präsidentschaftswahlen 2012 teil. Anders endete die Affäre um den Republikaner Herman Cain, der ebenfalls an den diesjährigen Vorwahlen teilnehmen wollte. Er musste seine Kampagne aufgrund von Vorwürfen der sexuellen Belästigung frühzeitig abbrechen.

Nun sucht Larry Flynt also nach neuen Enthüllungen. "Ich mache das seit 35 Jahren", zitierte das Nachrichtenportal The Washington Independent den 69-Jährigen im vorigen Jahr, "wir haben festgestellt, dass diese Anzeigen sehr erfolgreich darin waren, Menschen dazu zu bewegen, Informationen preiszugeben."

Und so ein Skandal um einen sexuell aktiven Republikaner, der anschließend um sein Amt zittert, ist dem Pornografie-Pionier schon eine Million Dollar wert.

© Süddeutsche.de/AFP/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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