Politikergattin Sally Bercow:Unziemlich in Westminster

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Die Frau des britischen Parlamentspräsidenten macht erotische Fotos und geht in den Big-Brother-Container: Ihr Mann, dessen Ordnungsrufe im Parlament Gewicht haben sollten, scheint zu Hause machtlos. Großbritannnien ist amüsiert und wettet bereits auf seinen Rücktritt.

Sally Bercow, Ehefrau des britischen Parlamentspräsidenten John Bercow, sorgt derzeit mit ihrem Auftritt im Big-Brother-Container in Großbritannien für Wirbel. Die Star-Ausgabe der Show - Celebrity Big Brother - startete im August im britischen Fernsehen und zeigt zehn Prominente beim Zusammenleben mit Vollzeitüberwachung. Sally Bercow ist eine von ihnen.

Sally Bercow, Ehefrau des britischen Parlamentspräsidenten, sorgt derzeit mit ihrer Teilnahme an der TV.Show Celebrity Big Brother für viel Wirbel. (Foto: dpa)

Ihr Ehemann, konservativer Politiker und erklärter Gegner der öffentlichen Zeigefreudigkeit seiner Gattin, ist offenbar machtlos gegen die neue familiäre Publicity und derweil vorsichtshalber in den Urlaub nach Indien entschwunden.

Bei einem britischen Wettbüro werden schon Einsätze darauf entgegengenommen, dass er wegen der Eskapaden seiner Ehefrau zurücktreten muss. Höher sind dagegen die Wettquoten für das baldige Ende der Ehe.

"Mehr, als dass sie peinlich für ihn ist, dürfte ihn stören, dass sie sich selbst öffentlich hinrichtet", vermutet Rowan Pelling, Kolumnistin des Daily Telegraph. Spätestens seit Februar hätte es die Frau, die ihr Oxford-Studium abgebrochen hatte, besser wissen müssen.

Damals hatte die 41 Jahre alte Blondine sich in ein Betttuch gewickelt und sich am offenen Fenster der Dienstwohnung ihres Mannes, hoch über der Themse, fotografieren lassen. Ein Aufschrei des gespielten Entsetzens ging durch das politische London, als das Bild vor historischer Kulisse mitsamt Interview in der Londoner Lokalzeitung Evening Standard erschien.

"Darf die Frau eines ehrwürdigen Unterhaus-Speakers so etwas?", fragte sich die Boulevardpresse und spannte wie immer in solchen Fällen gleich den Bogen zur Wiege der modernen Demokratie, die angeblich in Westminster stand. Ist damit gar die Ehre des Parlaments als Institution verletzt, wenn das Gebäude als Hintergrund für erotisierende Fotos benutzt wird?

Stimulierendes Amt

Als sei das Lichtbild nicht genug, legte Sally Bercow auch noch verbal nach. Ihr Mann, um Haupteslänge kleiner als sie, sei kraft seines Amtes zu einem "Sexsymbol" geworden, philosophierte Bercow in dem Begleittext zum Foto, das Amt habe das Intimleben des Ehepaares Bercow stimuliert.

Einige Zeit später kam dann aber doch die Erkenntnis: "Es scheint, als hätte ich mich komplett zum Idioten gemacht." Wie sie selbst nun ihren bisherigen Fernsehauftritt an der Seite von sogenannten Prominenten wie der Britin Amy Childs - deren Haupttätigkeit darin besteht, an Reality-TV-Shows teilzunehmen - bewertet, ist noch nicht überliefert. Sie ist ja im Container und von der Außenwelt abgeschnitten. Nach Lage der Dinge wird Sally Bercow - dann um 40.000 Pfund (etwa 45.700 Euro) an Big-Brother-Gage reicher - bald Gelegenheit bekommen, wieder Interviews zu geben.

Die Wettbüros rechnen mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit, dass sie an diesem Wochenende die erste ist, die von den Zuschauern aus dem Container gewählt wird. Sie selbst glaubt, dass sie mit dem Männer-Model Bobby Sabel um den ersten Rauswurf konkurriert. Der Beau dürfte bessere Chancen haben, analysiert die Politikerehefrau und Mutter dreier Kinder, weil am Voting ja vor allem junge Frauen teilnehmen würden.

Wer genau zur Fangemeinde von Sally Bercow gehört, konnten weder der übertragende Sender Channel 5 noch die aggressive britische Presse herausfinden. Dass ihr Mann in den hitzigen Parlamentsdebatten mit seinen Ordnungsrufen künftig ein Autoritätsproblem bekommen könnte, wollen dagegen schon einige erfahren haben. John Bercow wird in der eigenen Partei nachgesagt, allzu oft die Labour-Redner zu bevorzugen - die Oppositionspartei, für die sich auch seine Frau hin und wieder politisch engagiert.

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