England:Polizei hält 22-Jährigen für Fünffachmörder von Plymouth

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Polizisten sichern den Tatort. Die Einsatzkräfte waren am frühen Donnerstagabend zu einem "ernsthaften Vorfall mit Schusswaffen" gerufen worden. (Foto: Getty Images)

Der Kranführer soll zunächst eine Frau erschossen und dann auf Passanten gefeuert haben. Anschließend tötete er sich selbst. Britische Medien berichten, der Mann sei Teil der Incel-Szene.

Ein 22-jähriger Mann ist nach Angaben der britischen Polizei für die Bluttat von Plymouth mit insgesamt sechs Toten verantwortlich. Der Mann habe am frühen Donnerstagabend eine Frau in einer Wohnung erschossen und dann wahllos auf Passanten gefeuert, sagte Polizeichef Shaun Sawyer am Freitag in der südenglischen Hafenstadt. Anschließend habe sich der Schütze selbst erschossen. Es gebe keinen Terrorverdacht.

Über das Motiv herrscht weiter Unklarheit. Polizeichef Sawyer bestätigte, dass Jake D. zunächst in einem Haus in einer Sackgasse die Frau erschoss. Opfer und Täter kannten sich demnach. Vermutlich waren sie verwandt - Medienberichten zufolge handelte es sich um die Mutter des Schützen, dies wollte Sawyer aber nicht bestätigen.

Draußen schoss der 22-Jährige dann weiter um sich. Zunächst tötete er ein dreijähriges Mädchen und einen Verwandten des Kindes. Wie Medien berichteten, führte das Mädchen gerade seinen Hund aus. Anschließend verletzte der Täter einen Mann und eine Frau schwer. Dann floh er durch einen Park, wo er einen Mann erschoss und eine Frau so schwer verletzte, dass sie im Krankenhaus starb. Dann erschoss er sich selbst. Ob Jake D., ein Kranführer, die übrigen Opfer persönlich oder vom Sehen kannte, ist noch unklar.

Der mutmaßliche Täter wird der sogenannten Incel-Szene zugerechnet

Britische Medien berichteten, der mutmaßliche Täter sei der sogenannten Incel-Szene zuzurechnen. Die Abkürzung stammt vom englischen Begriff "involuntary celibate" und bezeichnet vorwiegend Männer, die unfreiwillig enthaltsam leben und Hass auf Frauen sowie auf sexuell aktive Männer entwickeln. In sozialen Netzwerken habe Jake D. entsprechende Aussagen getätigt, meldete auch die Nachrichtenagentur PA.

Amokläufe sind in Großbritannien selten, die Waffengesetze sind streng. Bei der Gewalttat von Plymouth handelt sich um den Vorfall mit den meisten Schussopfern im Land seit mehr als einem Jahrzehnt. Die britische Innenministerin Priti Patel sprach den Betroffenen ihr Mitgefühl aus und rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. "Der Vorfall in Plymouth ist schockierend und meine Gedanken sind bei den Betroffenen", schrieb Patel auf Twitter.

Der örtliche Parlamentsabgeordnete Luke Pollard sagte, vor allem der Tod des Kindes bei der Schießerei habe ihn "am Boden zerstört". "Keyham ist eine wirklich eng verbundene Gemeinschaft - es ist die Art von Ort, an dem man seinen Nachbarn kennt und aufeinander aufpasst." Der Fußball-Drittligist Plymouth Argyle sagte eine Pressekonferenz ab und senkte die Fahnen am Stadion auf halbmast. Auch Premierminister Boris Johnson sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.

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