Stilkritik: Penthouse:Lage, Lage, Lage

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Drei Stockwerke, Dachterrasse, Pool und Jacuzzi - das Luxus-Penthouse von James Dyson hat alles, was man zum Wohnen so braucht. (Foto: ROSLAN RAHMAN/AFP)

"Staubsaugermilliardär" James Dyson hat sich in Singapur die angeblich höchste und teuerste Penthouse-Wohnung gekauft. Für 54,2 Millionen Dollar - und mit ein paar ausgefallenen Extras.

Von Martin Zips

Die Lage einer Immobilie ist für Mieter und Käufer sehr entscheidend. Befindet sich das Objekt in einem Land mit guter politischer und wirtschaftlicher Perspektive? In einem Viertel mit geringer Arbeitslosigkeit und kaum Kriminalität? Ist die Wohnung sonnig und barrierefrei? Handelt es sich vielleicht sogar um ein Penthouse? Dann sind 54,2 Millionen Dollar nicht zuviel. Zumindest, wenn einem bei dem Preis nicht gleich die Düse geht, da man James Dyson heißt und sich "Staubsaugermilliardär" nennen darf.

Dyson, 72, hat in seinem Leben schon so lustige Dinge wie die auf einem Ball rollende Schubkarre erfunden oder Waschmaschinen mit zwei gegenläufig rotierenden Trommeln. Vom Zeichner M. C. Escher inspiriert schuf er Skulpturen, in denen das Wasser von unten nach oben fließt. Das große Geld aber machte der Brite Dyson mit sacklosen Staubsaugern, coolen Ventilatoren und kraftvollen Haartrocknern, von denen er und seine Frau nun einige brauchen werden, in der angeblich höchsten und teuersten Penthouse-Wohnung von Singapur.

Landflucht in den 64. Stock

Seine Schubkarren kann Dyson, ein weiterer Pluspunkt für dieses außergewöhnliche Objekt, ab sofort in seiner eigenen Tiefgarage parken. Von dort steigt er, laut Nachrichtenagentur Bloomberg, im Privatlift empor. Damit seine Rotweingläser stets glänzen (Reuters: eigener Weinkeller, 600 Flaschen!) fließt bei ihm das Wasser escherhaft vom Erdgeschoss bis in den 64. Stock.

Trotzdem merkwürdig, dass Dyson, ein großer Brexit-Befürworter, sich sein Penthouse ausgerechnet in Singapur gekauft hat. Das sieht schon sehr nach Landflucht aus, so kurz vor Boris Johnson. Seinen Firmensitz hatte er übrigens schon vor Wochen nach Südostasien verlegt.

Und dennoch: Eine ausgesprochen kluge Wahl. Für eine Immobilie ist schließlich nichts wichtiger als ihre Lage. Und, was soll man sagen? Wirtschaftlich geht es Singapur doch hervorragend, das Dienstleistungsgewerbe boomt und wer dummes Zeug redet, kriegt von der Polizei sofort eins mit dem Rohrstock drüber. Notfalls geht natürlich auch immer der Staubsaugerschlauch.

© SZ vom 12.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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