Zivilprozess wegen Vergewaltigung:Regisseur Paul Haggis zu 7,5 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt

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Paul Haggis nach dem Urteilsspruch beim Verlassen des New Yorker Gerichts. Die Anwältin des Regisseurs ist der Ansicht, der Regisseur habe keinen fairen Prozess erhalten. (Foto: John Minchillo/AP)

Aus Sicht des Oscar-Preisträgers war es einvernehmlicher Sex mit einer Presseagentin, doch das Gericht sah eine Vergewaltigung als erwiesen an. Für die Anwälte der Klägerin ist die Verurteilung "ein Sieg für die gesamte MeToo-Bewegung"

Wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung muss der kanadische Regisseur und Oscar-Preisträger Paul Haggis, 69, einer Presseagentin mindestens 7,5 Millionen Dollar (rund 7,4 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen. In einem mehrwöchigen Zivilprozess, der vor einem Gericht in New York stattfand, kam die Jury - vier Männer und zwei Frauen - am Donnerstag (Ortszeit) zu diesem Urteil, wie US-Medien berichteten. Die Gesamtsumme könnte sich noch um eine zusätzliche Strafe erhöhen, darüber wollte das Gericht in der kommenden Woche beraten.

Die 36-Jährige hatte die Klage gegen den "L.A. Crash"-Regisseur im Jahr 2017 eingereicht. Die Klägerin machte geltend, dass Haggis sie nach einer Filmparty im Jahr 2013 in seiner New Yorker Wohnung zu sexuellen Handlungen genötigt und vergewaltigt habe. Haggis stritt die Begegnung vor Gericht nicht ab, betonte aber, dass alle Handlungen einvernehmlich gewesen seien.

Dies sei ein "großartiger Sieg" für seine Mandantin und für die gesamte MeToo-Bewegung, teilte der Anwalt der Klägerin, Ilann M. Maazel, laut einem Bericht des People -Magazins mit. Haggis' Anwältin Priya Chaudhry erklärte dagegen, sie seien von dem Urteil "enttäuscht und schockiert". Der Regisseur habe keinen fairen Prozess erhalten.

Missbrauchsvorwürfe auch in Italien

Während des rund dreiwöchigen Verfahrens waren mehrere weitere Frauen in den Zeugenstand getreten und hatten angebliche sexuelle Übergriffe von Haggis in einem Zeitraum von 1996 bis 2015 beschrieben. Erst im Sommer hatte sich der Filmemacher auch in Italien mit Vorwürfen sexueller Nötigung auseinandersetzen müssen.

Haggis war 2006 für das Episodendrama "L.A. Crash" mit Oscars für das beste Originaldrehbuch und als Produzent des besten Films ausgezeichnet worden. Er schrieb auch die Drehbücher für Filmhits wie "Million Dollar Baby" und die "James Bond"-Verfilmungen "Casino Royale" und "Ein Quantum Trost".

Wegen sexueller Übergriffe stehen derzeit auch der frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein, 70, und der Schauspieler Danny Masterson, 46, in zwei Strafverfahren vor Gericht, beide Verfahren finden in Los Angeles statt. Anschuldigungen Dutzender Frauen gegen Weinstein, im Herbst 2017 von der New York Times und dem Magazin New Yorker veröffentlicht, waren der Anfang der MeToo-Bewegung. 2020 wurde der Produzent in New York als Sexualstraftäter zu langer Haft verurteilt, nun ist Weinstein in Kalifornien wegen weiterer Vorwürfe, darunter Vergewaltigung, erneut angeklagt. Er wies die Schuld immer von sich, sexuelle Handlungen hätten einvernehmlich stattgefunden.

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