Berlin:Feuerwehr-Jahresbilanz: Personalmangel und zu viele Einsätze

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Berlin (dpa/bb) - Die weiter massiv angestiegenen Einsatzzahlen verschärfen die Belastung der Berliner Feuerwehr. Mehr als 454 000 mal rückte die Feuerwehr 2016 aus, rund 20 000 mal mehr als im Jahr zuvor, wie der Berliner Feuerwehrchef Wilfried Gräfling am Freitag bei der Vorstellung der Jahresbilanz sagte. Insgesamt starben 33 Menschen bei Bränden, hauptsächlich wegen Rauchvergiftungen.

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Berlin (dpa/bb) - Die weiter massiv angestiegenen Einsatzzahlen verschärfen die Belastung der Berliner Feuerwehr. Mehr als 454 000 mal rückte die Feuerwehr 2016 aus, rund 20 000 mal mehr als im Jahr zuvor, wie der Berliner Feuerwehrchef Wilfried Gräfling am Freitag bei der Vorstellung der Jahresbilanz sagte. Insgesamt starben 33 Menschen bei Bränden, hauptsächlich wegen Rauchvergiftungen.

Im Durchschnitt dauerte es 2016 ab dem Zeitpunkt der Notrufannahme laut Gräfling 9,36 Minuten, bis die Feuerwehr vor Ort war. Bei den Einsätzen gegen Brände konnte die Feuerwehr die vereinbarten Zeiten gut einhalten, bei Rettungseinsätzen kam die Feuerwehr hingegen oft später an als mit dem Senat vereinbart. In der Innenstadt kam sie in nur 36,7 Prozent der Fälle (vereinbart: 75 Prozent) innerhalb von acht Minuten bei dem Notfall an, in den Außenbezirken in nur 23,8 Prozent (vereinbart: 50 Prozent). Die Zahl der Brände blieb auf einem gleichbleibenden Niveau, während die Zahl der Rettungseinsätze bereits seit Jahren steigt.

Gründe dafür seien nicht nur die größer werdende Stadt, sondern auch Alarmierungen wegen Dingen, für die die Feuerwehr eigentlich nicht zuständig ist. Eltern würden den Rettungsdienst rufen, wenn ihr Kind Fieber habe, sagte Gräfling. „Dabei würde auch ein Wadenwickel helfen.“ Er mache den Leuten aber keinen Vorwurf: Die Menschen wissen sich nicht anders zu helfen. Das Gesundheitssystem müsse dringend reformiert werden, Hausärzte auch außerhalb der Sprechstunden zu erreichen sein. „Die Feuerwehr und die Kliniken sind überlastet.“

Außerdem habe die Feuerwehr teilweise zu wenig Personal, um alle Einsatzfahrzeuge zu besetzen. Es seien schon Kräfte von den Löschfahrzeugen zu den Rettungswagen bewegt worden. Im neuen Haushaltsplan für 2018/19 ist mehr Geld für die Feuerwehr vorgesehen, 348 neue Stellen sollen geschaffen werden, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD). Allerdings müsse der Plan noch vom Abgeordnetenhaus abgenommen werden.

Laut Gräfling würde ein Großteil der neuen Stellen an die Wachen gehen, um die Personaldefizite dort zu bekämpfen. Um die neuen Stellen zu besetzen, müssten mehr Feuerwehrleute ausgebildet werden. Dabei ist die Akademie in Schulzendorf schon heute zu klein. Nach der Schließung des Flughafen Tegels soll die Ausbildung dort stattfinden. Eine alternative Fläche sei derzeit nicht in Aussicht, sagte Gräfling mit Blick auf die Diskussion um die Offenhaltung Tegels.

Auch der Terroranschlag vergangenen Dezember war Thema: Bei dem Großeinsatz am Breitscheidplatz waren rund 240 Feuerwehrleute, unter ihnen Freiwillige, im Einsatz. Noch heute befänden sich einige von ihnen in psychosozialer Nachsorge, um die Eindrücke zu verarbeiten, sagte Gräfling. Insgesamt sei der Einsatz aus Sicht der Feuerwehr gut abgewickelt worden, auch die Kommunikation mit der Öffentlichkeit habe gut funktioniert.

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