Nordsee:Rettungskräfte gehen vom Tod der vermissten Seeleute aus

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Ein Scheinwerfer sucht das Wasser in der Nähe der Stelle ab, an der das britische Frachtschiff "Verity" nach einer Kollision gesunken ist. (Foto: Handout/dpa)

Nach mehr als 20 Stunden wird die Suche am Unglücksort eingestellt. Zwei Menschen wurden gerettet, einer tot aus dem Wasser gezogen. Für die vier Vermissten gebe es keine Hoffnung mehr, sagt der Leiter des Havariekommandos.

Nach dem Zusammenstoß zweier Frachtschiffe auf der Nordsee südwestlich von Helgoland geht das Havariekommando vom Tod der vier vermissten Seeleute aus. Für sie gebe es keine Hoffnung mehr, sagte dessen Leiter Robby Renner. Damit wären bei der Kollision der Frachter am Dienstagmorgen insgesamt fünf Seeleute ums Leben gekommen. Ein Seemann war kurz nach dem Zusammenstoß tot geborgen worden, zwei Seeleute wurden aus dem Wasser gerettet.

In der Nacht zu Mittwoch hatten Rettungskräfte mit Schiffen und Hubschraubern das Seegebiet weiter ohne Erfolg abgesucht und die Suche nach den Schiffbrüchigen eingestellt. Auch ein ferngesteuerter Tauchroboter, der am Mittwoch zu dem Wrack des gesunkenen Küstenmotorschiffs Verity abgelassen wurde, fand kein Lebenszeichen. Die Nordsee hat an der Unglücksstelle eine Wassertemperatur von etwa zwölf Grad.

Diese liegt etwa 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der ostfriesischen Insel Langeoog. Wie es zu dem Unfall kam, ist nach wie vor unklar. Der Unfallort ist eines der meistbefahrenen Seegebiete weltweit. Denn in der Deutschen Bucht verlaufen laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zwei international eingerichtete Schifffahrtsstraßen in Ost-West-Richtung.

Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende 91 Meter lange Verity hatte laut dem Havariekommando sogenannte Stahl-Coils geladen, also Rollen aus großen Blechen. Das Schiff der britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships war auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküste. Der andere Frachter, die mit 190 Metern Länge größere Polesie, war unter der Flagge der Bahamas auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Spanien unterwegs. Der Frachter konnte aus eigener Kraft nach Cuxhaven fahren.

Der untergegangene Frachter Verity hatte rund 130 Kubikmeter Dieseltreibstoff an Bord. "Wir müssen davon ausgehen, dass Treibstoffe ausgetreten sind", sagte der Sprecher des Havariekommandos am Dienstag. Kollisionen sind nach Angaben der Allianz die zweithäufigste Ursache von Schifffahrtsvorfällen in den vergangenen Jahren gewesen. Allein im vergangenen Jahr seien 280 Kollisionsunfälle mit größeren Schiffen gemeldet worden. Sie machten 2022 demnach etwa einen von zehn der weltweit über 3000 gemeldeten Schifffahrtsvorfälle aus und sorgten damit nach Maschinenschäden beziehungsweise -ausfällen am zweithäufigsten für solche Vorfälle.

Blickt man auf die vergangenen zehn Jahre, auf 2013 bis Ende 2022, so wurden den Angaben nach fast 3100 Kollisionsereignisse mit Schiffen gemeldet. Auch in diesem längeren Zeitraum seien Kollisionen somit nach Maschinenschäden beziehungsweise -ausfällen die zweithäufigste Ursache für Schiffsunfälle weltweit gewesen.

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Nordsee
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Von Ulrike Nimz

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