Flugzeugabsturz über Ägypten:Russland trauert

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Angehörige der Opfer trauern. Sie sind vorübergehend im russischen Crown Plaza Hotel in St. Petersburg untergebracht. (Foto: dpa)

Die Passagiere waren dem ungemütlichen russischen Herbst entflohen, machten Urlaub in Ägypten. Beim Rückflug kommt es über der felsigen Sinai-Halbinsel zur Katastrophe.

In der Ankunftshalle des Flughafens St. Petersburg-Pulkowo blicken Wartende verzweifelt auf die Anzeigetafel. Doch Flug 9268 aus Ägypten, der eigentlich längst hätte landen sollen, wird nicht angezeigt. Wie Bilder des TV-Senders Rossija-24 zeigen, wenden sie sich ratlos an Angestellte der Fluggesellschaften. Doch die sagen zunächst nichts.

Die Maschine mit 224 Menschen an Bord wird nicht mehr landen. Sie stürzte über der felsigen ägyptischen Sinai-Halbinsel ab - alle Insassen kamen ums Leben. Die meisten Opfer seien Russen, einige andere Passagiere stammten vermutlich aus der Ukraine und aus Weißrussland, hieß es. Die genauen Ursachen der Tragödie blieben zunächst unklar.

"Ich gebe die Hoffnung nicht auf"

Unter den Wartenden am Flughafen war auch eine 25 -Jährige, sie wollte ihre Eltern nach der Urlaubsreise in Empfang nehmen. Als sie mit ihnen zuletzt telefoniert habe, seien diese bereits in der Maschine gewesen, erzählte sie der Nachrichtenagentur AFP. Dann habe sie von dem Unglück erfahren. "Ich werde bis zum Ende die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie noch leben", sagt sie, "aber vielleicht werde ich sie nie wiedersehen."

Obwohl inzwischen bestätigt wurde, dass es keine Überlebenden gibt, können viele Angehörige die Katastrophe noch immer nicht begreifen. Noch vor Kurzem schickten die Freunde und Verwandte Urlaubsfotos in die Heimat.

Eine Angehörige beschrieb dem Guardian zufolge eine große "Leere". Ihre Freundin steht auf der von der Airline veröffentlichten Liste der Unglücksopfer. "Sie war meine beste Freundin", sagte die junge Frau, "sie hat auf diese Reise so lange gewartet. Und jetzt ist sie weg. Einfach so ist sie weg".

Sonntag wird "Tag der Trauer"

Für die Hinterbliebenen der Absturzopfer wurde am Flughafen von St. Petersburg inzwischen ein Nothilfezentrum eingerichtet, dort werden sie auch psychologisch betreut. Den Behörden zufolge sollen die Angehörigen direkt an der Unglücksstelle auf der Sinai-Halbinsel Abschied nehmen können.

Mittlerweile hat die Bergung der Opfer begonnen. Die Maschine soll komplett zerstört worden sein, im Umkreis von fünf Kilometern zur Absturzstelle wurden bereits mindestens 150 Körper gefunden.

Die Regierung in Moskau hat diesen Sonntag zum Tag der Trauer erklärt. Ministerpräsident Dmitri Medwedew nannte den Tod der 224 Menschen einen "nicht gutzumachenden Verlust".

Auch in Deutschland ist die Anteilnahme groß: Außenminister Frank-Walter Steinmeier übermittelte der russischen Bevölkerung sein Beileid. "Unsere Gedanken sind jetzt bei all denen, die durch dieses tragische Unglück so plötzlich ihre Liebsten verloren haben", sagte er in Berlin. Kanzerlin Angela Merkel drückte in einem Telefonat mit Russlands Präsident Putin ihr "aufrichtiges Beileid" aus.

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