Mysteriöser Knochenfund:Familiendrama hält Spanien in Atem

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Hat José Bretón seine Kinder verbrannt? Stark verkohlte Knochenreste und versteinerte Zähne in einem Ofen waren von der Polizei fälschlicherweise Tieren zugeordnet worden - Experten kamen nun zu dem Ergebnis, dass es sich um menschliche Überreste handelt. Der Familienvater sitzt in Untersuchungshaft. Und schweigt.

Thomas Urban, Madrid

Es war das Thema Nummer eins in Spanien: Wird José Bretón angesichts der neuen Beweislage zusammenbrechen? Die Fernsehnachrichten und Internetseiten zeigten wieder, wie er im vergangenen Oktober in Handschellen, begleitet von einer Untersuchungsrichterin und einem großen Polizeiaufgebot, auf den kleinen Bauernhof seiner Eltern unweit der andalusischen Großstadt Córdoba gebracht wurde. Bilder von einem mutmaßlichen Kindermörder, der seine sechsjährige Tochter Ruth und den zweijährigen José umgebracht haben soll.

Ruth Ortiz, die Mutter der vermutlich vom eigenen Vater getöteten Kinder, kämpfte für die neue Untersuchung der Knochenreste. (Foto: dpa)

Bretón hatte am 11. Oktober vergangenen Jahres die beiden Kinder als vermisst gemeldet, sie seien ihm in einem großen Park bei Córdoba abhandengekommen, erzählte er. Zwar wurde er sogleich verdächtigt, mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben, nachdem die Polizei erfahren hatte, dass seine Frau ihm die Scheidung angekündigt hatte. Die Beweisführung aber erwies sich als schwierig. Das Grundstück seiner Eltern wurde mehrmals durchkämmt, teilweise umgegraben. In einem Verbrennungsofen wurden stark verkohlte Knochenreste und versteinerte Zähne gefunden, doch kamen die Forensiker der Polizei zum Ergebnis, dass es sich dabei um Überreste von Tieren handle. Aussagekräftige DNA-Spuren, so hieß es, seien hier gar keine mehr auszumachen.

Zähne stammen eindeutig von Kindern

José Bretón kam dennoch in Untersuchungshaft - und blieb bei seiner Version. Der Familie seiner Frau aber gab die Analyse keine Ruhe. Sie überzeugte den Untersuchungsrichter, Experten des Nationalen Instituts für die menschliche Evolution, die sich normalerweise mit archäologischen Funden befassen, die Knochenreste noch einmal untersuchen zu lassen. Das Ergebnis, das von einer zweiten Wissenschaftlergruppe bestätigt wurde und Monate der Ungewissheit für die Familie beendete: Die Zähne stammen eindeutig von einem sechsjährigen und einem zweijährigen Kind.

Dass der Fall, der das ganze Land beschäftigt hatte, diese Wende genommen hat, verkündigte Innenminister Jorge Fernández Díaz persönlich. Er räumte ein, dass die Polizei bei der Untersuchung schwere Fehler begangen habe. Allerdings sei der Fall auch besonders schwierig zu lösen gewesen, da in dem Verbrennungsofen wohl Temperaturen von 800 Grad geherrscht hätten.

© SZ vom 29.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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