Mordprozess in Südafrika:Eltern von Reeva Steenkamp wollen Pistorius Geld zurückzahlen

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Ein Bild von Reeva Steenkamp prangt auf einer Wasserflasche. Dahinter: Ihre Mutter June. (Foto: dpa)
  • Barry und June Steenkamp wollen mehr als 8000 Euro zurückzahlen, die sie von Oscar Pistorius seit dem Tod ihrer Tochter erhalten haben.
  • Erst am Dienstag wurden die monatlichen Überweisungen - Abschlagszahlungen auf einen etwaigen späteren Schadenersatzanspruch - überraschend bekannt.
  • Die Hinterbliebenen der getöteten Reeva Steenkamp wollen auf eine Zivilklage verzichten.

Eltern von Reeva Steenkamp wollen Oscar Pistorius' Geld zurückzahlen

In der Anhörung zur Festlegung des Strafmaßes für Oscar Pistorius haben die Verteidiger des Athleten ihre Argumente vorgebracht und ihre Zeugen zu Wort kommen lassen. Am Nachmittag wird die Staatsanwaltschaft mit ihren Ausführungen beginnen.

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Doch zuvor wurde im Gerichtssaal von Pretoria ein aufsehenerregendes Statement verlesen. Die Eltern der getöteten Reeva Steenkamp erklären darin, dass sie Pistorius das Geld zurückgeben wollen, das er ihnen in den vergangenen Monaten überwiesen hat. Sie seien "ziemlich überrascht" gewesen, als die Zahlungen jetzt während der Anhörung publik wurden, ohne dass sie vorgewarnt gewesen seien, hieß es in der Mitteilung von Barry und June Steenkamp.

Überraschende Enthüllung im Gericht

Seit März 2013 hat Pistorius, der wegen der fahrlässigen Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp verurteilt wurde, deren Eltern monatlich monatlich 6000 Rand (etwa 430 Euro) überwiesen, insgesamt gut 8000 Euro. Bekannt wurden die Zahlungen erst am Dienstag. Ein Bewährungshelfer sprach sich vor Gericht dafür aus, Oscar Pistorius milde zu bestrafen - und verwies darauf, dass die freiwilligen Zahlungen die ernsthafte Reue des Angeklagten belegen würden.

Die Steenkamps hatten die Überweisungen auf Pistorius' Wunsch hin bisher geheim gehalten. Die Familie hat das Geld - eine Anzahlung auf eine etwaige erfolgreiche Schadenersatzklage - nach eigenen Angaben akzeptiert, weil sie in den Monaten nach dem Tod der Tochter in finanziellen Schwierigkeiten steckte.

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Muss Oscar Pistorius ins Gefängnis? Oder könnte er womöglich bald mit dem Training für die Olympischen Spiele in Brasilien beginnen? Im südafrikanischen Pretoria wird über das Strafmaß für den Athleten verhandelt. Eine wichtige Rolle könnte seine Behinderung spielen.

Von Lena Jakat

Steenkamps wiesen Einmalzahlung zurück

Pistorius hatte den Steenkamps auch angeboten, ihnen einmalig 375 000 Rand (26 700 Euro) zu zahlen, was die Familie ablehnte. Staatsanwalt Gerrie Nel bezeichnete die Summe, die aus dem Verkauf eines Autos stammen soll, als "Blutgeld". Pistorius hatte zuletzt viele Gegenstände aus seinem Besitz verkaufen müssen, um für die Gerichtskosten aufzukommen. Reeva Steenkamps Eltern teilten auch mit, in Zukunft auf eine Zivilklage verzichten zu wollen.

Richterin entscheidet über Strafmaß

Obwohl schon vor einem Monat das - überraschende - Urteil im Mordprozess gegen Pistorius fiel und der 27-Jährige der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden wurde, wird in Pretoria seit Montag erneut verhandelt. Verteidigung und Staatsanwaltschaft versuchen, Richterin Thokozile Masipa davon zu überzeugen, Pistorius besonders milde beziehungsweise besonders hart zu bestrafen.

Den Anfang machte die Verteidigung um Barry Roux. Vier Zeugen traten auf, die Pistorius tiefen Kummer attestierten, seinen Dienst an der Gesellschaft betonten und in düsteren Farben ausmalten, was ihrem Mandanten im Gefängnis bevorstehen könnte. Nun ist die Staatsanwaltschaft an der Reihe. Sie hat als erste Zeugin Reeva Steenkamps Cousine Kim Martin aufgerufen. Mit der Verkündung des Strafmaßes wird frühestens Ende der Woche gerechnet.

© Süddeutsche.de/AFP/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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