Mordprozess in London:Saudischer Prinz ohne Reue

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Ein Gericht hat einen saudischen Prinzen wegen des sadistischen Mordes an seinem Diener schuldig gesprochen. Die Tötung bestreitet er nicht - dafür aber, schwul zu sein.

Der tote Diener lag in der Fünf-Sterne-Suite im Bett, mit ausgeschlagenen Zähnen, Bisswunden und gebrochenen Rippen. Jetzt hat ein Londoner Gericht Abdulasis bin Nasir al-Saud, einen Enkel des Königs von Saudi-Arabien, für den brutalen Mord im Landmark Hotel in London verurteilt.

Aufnahmen vom 22. Januar: Wiederholt misshandelte der saudische Prinz seinen Diener, wie hier im Aufzug des Landmark Hotels in London. Das Gericht sah das Überwachungsvideo im Rahmen der Beweisaufnahme. (Foto: REUTERS)

Bei der Entscheidung, ob die Tat im Februar 2010 als Mord oder Totschlag zu werten sei, kam die Jury bereits nach eineinhalb Stunden Beratung zu ihrem Entschluss. Der 34-jährige Saud habe "seine Machtposition missbraucht" und seinen Diener Bandar Abdullah Abdulasis im Februar in einem Londoner Hotel zunächst schwer misshandelt und anschließend erdrosselt, befand das Strafgericht Old Bailey. Dem Mord sollen wochenlange Misshandlungen vorausgegangen sein - das Gericht stufte die Tat als "sadistisch" und "offensichtlich sexuell konnotiert" ein.

Urteil: Lebenslange Haft

Einen Tag nach dem Jury-Urteil verhängte das Gericht am Mittwoch das Strafmaß: lebenslange Haft. Der Enkel des saudiarabischen Königs müsse damit mindestens 20 Jahre lang hinter Gitter, ordnete das Londoner Strafgericht Old Bailey an. Es sei "sehr ungewöhnlich"" für einen Prinzen, wegen Mordes vor Gericht zu stehen, sagte Richter David Bean. Aber "niemand in diesem Land steht über dem Gesetz".

Abdulasis bin Nasir al-Saud hatte sich in einem Teilgeständnis zwar der Tötung für schuldig bekannt, nicht aber des Mordes und der schweren Körperverletzung. Vor allem bestritt der der Prinz vehement, homosexuell zu sein. Ermittler in dem Fall hatten zuvor darauf hingewiesen, dass gerade zahlreiche Bisswunden am Körper des Opfers deutlich zeigten, dass die Tat ein "sexuelles Element" habe.

Saud gab vor Gericht an, mit seinem Diener bis in die frühen Morgenstunden an der Hotelbar getrunken zu haben und danach aufs Zimmer gegangen zu sein. Er sei erst am Nachmittag aufgewacht und habe dann "schockiert und traurig" gemerkt, dass sein Diener tot war, erklärte die Anklage.

Nach dem Urteil äußerten sich auch mit dem Fall betraute Polizisten öffentlich - und legten einen ganz anderen Tathergang nahe.

Der Prinz, so berichtet CNN, habe keinerlei Reue gezeigt, als er zum Tod seines Dieners befragt wurde. Der Sender berichtete weiter, während der Ermittlungen gegen ihn habe Saud vergeblich versucht, diplomatische Immunität für sich zu reklamieren, weil die Polizei seinen Schilderungen nicht glauben wollte.

Die beiden Männer wohnten nach Darlegung der Staatsanwaltschaft zum Tatzeitpunkt seit fast einem Monat im Landmark Hotel, in dem Bandar immer wieder misshandelt wurde. Laut CNN befand sich der Prinz auf einer Weltreise, auf der er unter anderem die Malediven, Marokko und London mit seinem Diener besuchte.

Als Saud nach der Tat erstmals die Polizei verständigte, gab er an, sein Diener sei drei Wochen zuvor von Räubern angegriffen worden. Der Staatsanwalt resümierte diese und andere Aussagen in seinem Plädoyer: Saud sei ein Mann, "der nicht fähig ist, die Wahrheit zu sagen."

© AFP/dpa/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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