Mordprozess in Essen:Geschlagen, erstickt, einbetoniert

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Er soll seine Tochter jahrelang missbraucht und sie nach ihrer Flucht brutal getötet haben: In Essen steht ein Mann wegen Mordes vor Gericht. Mitangeklagt ist auch sein Sohn. Er soll das Opfer in eine Falle gelockt haben.

  • In Essen stehen Stiefvater und Halbbruder einer Frau wegen Mordes vor Gericht. Zum Prozessauftakt haben beide geschwiegen.
  • Der Angeklagte soll seine Stieftochter jahrelang missbraucht haben und Vater ihrer kleinen Tochter sein.
  • Das Motiv für die Tat ist mutmaßlich in der Flucht der jungen Frau aus der elterlichen Wohnung zu suchen, wo sie jahrelangem Missbrauch ausgesetzt gewesen sein soll.

Prozessbeginn nach brutalem Mord in Essen

Vor sechs Monaten wurde in einem Essener Schrebergarten die einbetonierte Leiche einer 23 Jahre alten Frau entdeckt. Arme und Beine waren mit Lautsprecherkabeln gefesselt, sie war geknebelt und hatte offensichtlich massive Kopfverletzungen erlitten. Laut Anklage hatte ihr Stiefvater sie brutal geschlagen, erstickt und ihre Leiche unter der Laube verschwinden lassen.

Sein Sohn - der Halbbruder des Opfers - ist wegen Beihilfe zum Mord und Freiheitsberaubung angeklagt. Zum Auftakt des Verfahrens haben beide geschwiegen. Der Sohn weist eine Beteiligung an der Tat zurück. "Er steht fassungslos und mit absolutem Grauen vor der Tat", sagte sein Anwalt vor Prozessbeginn. "Als Madeleine getötet wurde, hatte er den Schrebergarten schon verlassen."

Vorgeschichte: Jahrelanger Missbrauch

Sieben Jahre lang soll das Opfer sexuellen Übergriffen durch ihren Stiefvater ausgesetzt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau seit ihrem 14. Lebensjahr missbraucht wurde. Der Angeklagte soll auch der Vater ihres zweijährigen Kindes sein.

Mutmaßliches Motiv: Hass auf das flüchtige Opfer

Im August 2012 gelang der Frau schließlich die Flucht aus der elterlichen Wohnung in Essen, sie zeigte ihren Stiefvater an und verklagte ihn auf Unterhalt. In den folgenden Monaten soll der 47-jährige Österreicher alles versucht haben, um sie zu finden. Laut Anklage gelang es schließlich ihrem Halbbruder, Kontakt zu der Frau aufzunehmen. In der Hoffnung auf finanzielle Unterstützung habe sie sich zu einem Treffen bereit erklärt, bei dem überraschend auch ihr Stiefvater auftauchte. Angeblich schickte er seinem Sohn Tage vor der Tat eine SMS mit dem Inhalt: "Am Dienstag haben wir sie."

© Süddeutsche.de/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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