Morde in der französischen Provinz:Mysteriöses Familiendrama schockiert Auxerre

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Fünf Menschen sind nach einem Familiendrama in einer gutbürgerlichen Gegend des zentralfranzösischen Städtchens Auxerre zu beklagen. Einer von ihnen, der Vater, gilt als Hauptverdächtiger für die Bluttat. Die Tragödie erinnert an einen ähnlichen Fall im vergangenen Sommer.

Die Ehefrau und die beiden kleinen Töchter erstochen, die Schwiegermutter erstickt: Ein Familienmord mit fünf Toten hat zum Auftakt der großen Sommerferien die zentralfranzösische Stadt Auxerre erschüttert. Als mutmaßlicher Täter gilt nach ersten Ermittlungen der Vater. Er wurde erhängt in der Garage des Familienhauses gefunden.

Trügerisches Idyll: Im malerischen Auxerre sind bei einem Familiendrama fünf Menschen ums Leben gekommen. Der Fall erinnert an einen ähnlichen Fall aus dem vergangenen Sommer. (Foto: AFP)

In der gutbürgerlichen Gegend herrschen Fassungslosigkeit und Entsetzen. Nach ersten Zeugenaussagen hatte dort niemand Hinweise auf Streit oder Probleme wahrgenommen. Nachbarn sahen die beiden Mädchen im Alter von sechs und elf Jahren häufig beim Trampolinspringen im Garten oder wie sie auf ihren Fahrrädern den Vater beim Joggen begleiteten.

"Das ist eine Katastrophe, wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen", berichtete eine Frau aus dem Viertel dem Radiosender Europe 1. Sie müsse die ganze Zeit daran denken, dass die Opfer vermutlich vollkommen wehrlos gewesen seien.

Die Ermittler konnten zunächst noch keine Details nennen. Am Tatort fanden sie nach der Entdeckung des Verbrechens am Dienstagabend weder einen Abschiedsbrief noch andere eindeutige Hinweise auf ein Motiv für das Verbrechen. "Die Ermittlungen werden sich auf das familiäre und berufliche Umfeld sowie den Freundeskreis konzentrieren", sagte Vize-Staatsanwältin Marie-Eugénie Avazeri. "Wir schließen keine Spur aus."

Aus Ermittlungskreisen hatte es zuvor geheißen, möglicherweise könnten berufliche Probleme des Mannes hinter der Tat stehen. Der 45-Jährige arbeitete als Servicetechniker für ein Unternehmen, das Geldautomaten wartet. Juristisch habe die Familie bislang keinerlei Vorgeschichte, sagte Avazeri.

Entdeckt hatte das Verbrechen am Dienstagabend ein Verwandter der Familie. Er alarmierte sofort die Rettungskräfte der 39.000-Einwohner-Stadt etwa 160 Kilometer südöstlich von Paris. Jede Hilfe kam allerdings zu spät. Vermutlich sei es bereits am Wochenende zu der Tat gekommen, hieß es aus Ermittlerkreisen.

Viele Franzosen erinnert das Familiendrama an einen grausamen Fünffachmord aus dem vergangenen Jahr. Damals hatte ein Vater aus Nantes seine komplette Familie ausgelöscht und die Leichen unter der Terrasse seines unscheinbaren Reihenhauses verscharrt. Der Mord an der Frau und den vier Kindern ist bis heute nicht restlos aufgeklärt. Von dem mutmaßlichen Täter fehlt noch immer jede Spur.

Der Familienvater aus Auxerre wollte offensichtlich verhindern, dass er in letzter Sekunde noch auf Fluchtgedanken kommt. Er fesselte sich nach ersten Erkenntnissen selbst die Hände, bevor er sich erhängte. Vermutlich um auszuschließen, dass er sich in Panik befreien könnte.

© Süddeutsche.de/Ansgar Haase/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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