Mord an Bremer Lehrerin:Täter benutzte Peilsender

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Motiv verschmähte Liebe: Nach monatelangem Nachstellen hat ein junger Bremer seine Ex-Lehrerin mit mehr als 20 Stichen getötet. Zuvor hatte er für sein Opfer einen skurrilen Fragenkatalog erstellt.

Verschmähte Liebe ist offensichtlich das Motiv für den Messermord an einer 35 Jahren alten Lehrerin in Bremen. Der Täter, ein 21 Jahre alter Ex-Schüler der Frau, hatte sein Opfer an diesem Freitag auf offener Straße angegriffen und mit mehr als 20 Messerstichen vor allem in den Hals getötet.

Öffentliche Trauer um die ermordete Lehrerin: Ein Bild des Opfers und Kerzen am Gymnasium in Osterholz-Scharmbeck (Foto: Foto: AP)

Ein Haftrichter erließ am Samstagabend Haftbefehl wegen Mordes. Der Beschuldigte räumte die Tat vor dem Richter ein, nannte jedoch keine Einzelheiten.

Der psychisch auffällige Gero S. schwärmte für die Frau und stellte ihr monatelang unbemerkt nach.

Am Freitag habe er ihr dann auf dem Parkplatz vor ihrer Wohnung aufgelauert, erklärten Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft bei einer Pressekonferenz an diesem Samstag.

Täter ließ sich widerstandslos festnehmen

Ursprünglich habe der 21-Jährige sie mit vorgehaltenem Messer in ihre Wohnung zwingen und ihr Fragen stellen wollen, sagte Staatsanwalt Uwe Picard. Dafür habe S. einen Fragenkatalog entworfen, der nach seinen Angaben in der Vernehmung mehrere tausend Fragen enthielt und um Themenkomplexe wie Nähe und Sexualität kreiste.

Als die Lehrerin mit ihrem Wagen vorfuhr und ausstieg, sprach er sie an. Doch die Frau wehrte sich und rief um Hilfe. Als ihr ein Passant zu Hilfe eilen wollte, entschloss sich der 21-Jährige, sie sofort zu töten, wie Picard weiter sagte.

Bei der Tat verletzte er sich nach eigenen Angaben versehentlich selbst an der Hand. Anschließend rief S. Mit seinem Handy die Polizei an und ließ sich widerstandslos festnehmen. Die Frau starb noch vor Eintreffen des Notarztes.

Der Täter wohnte in Osterholz-Scharmbeck bei seiner Mutter und hatte bis zum März dieses Jahres ein Gymnasium in dem Ort besucht. 2006 hatte dort die 35-Jährige als Referendarin angefangen, Biologie und Chemie zu unterrichten.

Nach Angaben des 21-Jährigen ließ er ihr eine Nachricht zukommen, dass er gern eine Liebesbeziehung eingehen würde. Sie ging darauf nicht ein, sondern informierte die Schulleitung.

S. musste die Schule verlassen, weil er wegen schlechter Leistungen nicht zum Abitur zugelassen worden war. Er begann, die Lehrerin zu beobachten. Am Freitag steckte der 21-Jährige, der inzwischen den Grundwehrdienst ableistete, nach Angaben des Chefs der Bremer Mordkommission, Helmut Mojen, zwei Messer und eine Holzpistole ein.

Polizei durchsuchte zweimal Wohnung des späteren Täters

Am Vormittag befestigte er vor der Schule am Wagen der Lehrerin einen Peilsender, um ihre Bewegungen verfolgen zu können. Dann fuhr er mit dem Fahrrad zu ihrer Wohnung und wartete auf sein Opfer. Zu seinen ursprünglichen Absichten habe der 21-Jährige unter anderem angegeben, er habe in ihrer Wohnung zerstören wollen, was ihr lieb und teuer sei. S. sagte Mojen zufolge: "Was ich nicht haben kann, soll sie auch nicht haben."

Nach Angaben des Leiters der Polizeiinspektion Verden/Osterholz-Scharmbeck, Uwe Jordan, ist der Mann psychisch auffällig. Er beschrieb S. als Einzelgänger, der sich während der Schulzeit teils passiv, teils aggressiv zeigte und sich sehr für Chemie interessierte.

Die Lehrerin hatte sich schon 2008 an die Polizei gewandt, weil sie den 21-Jährigen für suizidgefährdet hielt. Daraufhin wurde die Wohnung durchsucht, wobei Beamte Silvesterknaller, Schwarzpulver und anderes pyrotechnisches Material fanden. Sie leiteten ein Strafverfahren ein, das aber eingestellt wurde.

Im Zuge von Präventionsmaßnahmen nach dem Amoklauf von Winnenden ging die Polizei auf Schulen zu, um sie für verhaltensauffällige Schüler zu sensibilisieren. Daraufhin wandte sich das Gymnasium im März 2009 an die Polizei und wies auf den Schüler hin. Erneut wurde seine Wohnung durchsucht, dabei wurde nichts Bedrohliches gefunden.

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