SZ-Kolumne "Mitten in ...":Schlaaand unter

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Einen SZ-Redakteur verschlägt es am Flughafen von Doha in den Fanshop der längst vergessenen Fußball-WM. Hier zeigt sich, wie viel die deutsche Nationalmannschaft noch wert ist. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Doha

Umstieg am Flughafendrehkreuz Doha. Es ist mitten in der Nacht, kaum einer verlässt das Gelände, weil die meisten ja warten müssen auf Weiterflüge nach Nairobi, Kairo, Seattle. Wie die anderen Halbschlafwandelnden wandert man also zerknautscht durch die für die Fußball-WM 2022 sanierten Hallen und stellt ermattet fest: In Memmingen und Barcelona ist es genauso ungemütlich, hektisch und teuer. Aber was leuchtet dort in der Ferne? Ein Laden, an dem kaum ein Mensch konsumiert. Ein unentdeckter Geheimtipp? Es ist, wie sich zeigt, der Fanshop zur WM. Man kann vom Turnier und dem Auftritt des deutschen Teams halten, was man will. Aber so undiplomatisch wie das Preisschild, das am offiziellen Deutschland-Schal klebt, drückten sich weder Nancy Faeser noch Manuel Neuer aus. Drei Katar-Riyal kostet der Schal. Umgerechnet 76 Cent. Marcel Laskus

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Ebersberg

Warum verletzen sich Kinder bevorzugt am Wochenende? Dann hat die Kinderarztpraxis geschlossen, und man muss an einem Sonntagnachmittag bei 16 Grad und Sonnenschein mit Sohn und Platzwunde am Kinn in die Notaufnahme. Das gut gefüllte Wartezimmer ist wie ein Wimmelbild. Da ist der Fußballspieler mit dem Arm in der Schlinge, für den das Match nach zehn Minuten zu Ende ging. "Welcher Spieler verletzt sich denn am Arm, man spielt doch mit dem Fuß?", fragt der Sohn. "Der Torwart", antwortet der Mann mit dem Trikot. Und da ist die siebenköpfige Familie, die dem Schild an der Tür mit der Aufschrift "Bitte nur eine Begleitperson" trotzt und auf den verletzten Teenager wartet - mit McDonald's-Tüten, Cola und Gummibärchen. Nach zweieinhalb Stunden ist man dann endlich dran, draußen ist es schon dunkel. Valentina Reese

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Washington

Beim Joggen stand vorhin wieder ein Reh am Weg, wir sahen uns kurz an und liefen beide weiter. Denn, was Fremde eventuell nicht wissen: Washington ist nicht nur die Zentrale der Weltpolitik - diese Stadt ist vor allem in ihren Ausläufern außerdem ein Tierpark. Die Pandas aus dem National Zoo sind wieder in China, bedauerlich, aber hier laufen genügend Tiere frei herum. Vom Weißen Haus bis zum ersten Reh sind es maximal zehn Minuten mit dem Fahrrad. Über die Laufstrecke schlängelt sich gelegentlich eine Schlange, und allein in unserem Vorort leben ungefähr so viele Eichhörnchen wie in ganz Bayern. Um die Ecke stand mal ein Reh im Hauseingang, an der Ampel kommt gelegentlich eine Rehfamilie vorbei. Und ja, im Juni vergangenen Jahres waren ein paar Bären am Rande von D. C. unterwegs. Alles besser als die nervigen Moskitos. Peter Burghardt

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