Missbrauchsfall von Münster:Polizei nimmt 31-jährige Mutter fest

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Eine inzwischen abgerissene Gartenlaube war einer der Tatorte im Missbrauchsfall von Münster. (Foto: Guido Kirchner/dpa)

Gegen die Frau wurde bereits seit Monaten ermittelt, jetzt hat sich der Verdacht erhärtet. Ihr heute elf Jahre alter Sohn soll von seinem Ziehvater und anderen Männern missbraucht worden sein.

Lügde, Bergisch Gladbach und Münster - mit diesen drei Orten sind in Nordrhein-Westfalen drei zum Teil riesige Tatkomplexe von Kindesmissbrauch verbunden, mit unüberschaubar großen Datenmengen, mit deren Auswertung Fahnderinnen und Fahnder noch Monate nach der Aufdeckung der Taten beschäftigt waren und es zum Teil bis heute sind.

Im Missbrauchskomplex von Münster git es jetzt eine neue Entwicklung. Am Freitag hat die Polizei die 31-jährige Mutter des Hauptopfers festgenommen. Der heute elf Jahre alte Junge soll von seinem Ziehvater und anderen Männern über Jahre immer wieder schwer sexuell missbraucht worden sein. Haupttatort soll eine Gartenlaube in Münster gewesen sein.

Nach Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft hat das Amtsgericht Münster gegen die Mutter einen Haftbefehl ausgesprochen. Gegen sie wird bereits seit Frühjahr 2020 ermittelt. Der dringende Tatverdacht habe sich nun erhärtert, sagte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt. Ein Grund dafür sei die Aussage eines Mannes aus Aachen, der als Angeklagter in einem Prozess vor dem Landgericht Münster aussagte und die Frau belastet habe. Außerdem hätten die Ermittler weitere Details zusammengetragen.

Die Frau soll mindestens seit Oktober 2018 davon gewusst haben, dass ihr Lebensgefährte ihren Sohn wiederholt schwer missbraucht habe. So soll ihr Freund ihr in einem Urlaub den Missbrauch eingestanden haben. Auch soll sie toleriert haben, dass ihr Lebenspartner das Kind an zahlreiche Orte in Deutschland gefahren habe, wo der Junge misshandelt worden sei. Den mutmaßlichen vielfachen schweren sexuellen Missbrauch ihres Kindes habe sie nicht verhindert, so die Staatsanwaltschaft. Weiterhin besteht der Verdacht, dass die Mutter während eines Urlaubs 2019 in Dänemark ihren Sohn dazu gedrängt habe, den Missbrauch über sich ergehen zu lassen. Das anschließende Verbrechen habe sie nicht verhindert.

Wie die Staatsanwaltschaft sagte, hat sich die Frau bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

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