Es gibt einen vierten Tatverdächtigen im Fall des massenhaften Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde. Oberstaatsanwaltschaft Ralf Vetter sagte dem WDR, es handele sich dabei um einen 16-Jährigen, der kinderpornografisches Material besessen haben soll, das auf dem Campingplatz entstanden sei.
Der 16-Jährige sei vernommen worden, befinde sich aber wieder auf freiem Fuß. In welchem Verhältnis er zu den übrigen drei inhaftierten Tatverdächtigen steht, wollte Staatsanwalt Vetter dem Bericht zufolge nicht mitteilen. Nur, dass der Verdächtige aus der Region stamme. Unklar ist bislang auch, ob sich der Jugendliche in der Vergangenheit persönlich auf dem Campingplatz in Lügde aufgehalten hat.

Missbrauchsfall in Lügde:Mutter von 15-Jähriger erstattete schon im Frühjahr 2018 Anzeige
Die Ermittlungen wegen Vergewaltigung wurden eingestellt. Der Beschuldigte soll Verbindungen zu den drei Männern haben, die bereits in U-Haft sitzen.
Der massenhafte Missbrauch in Lügde war erst im Herbst 2018 durch die Anzeige einer Mutter aus Bad Pyrmont am 20. Oktober aufgedeckt worden. Mindestens 31 Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren sollen über einen Zeitraum von zehn Jahren im Campingwagen des Hauptverdächtigen Andreas V. missbraucht worden und dabei auch gefilmt worden sein. Der 56-jährige V., der 33-jährige Mario S. und der 48-jährige Heiko V. sitzen seit Ende 2018/Anfang 2019 in Untersuchungshaft. Gegen drei weitere Tatverdächtige wird wegen des Verdachts auf Datenlöschung und Beihilfe zum sexuellen Missbrauch ermittelt.
Die Lippische Landes-Zeitung berichtet, in der vergangenen Woche habe die Polizei bei Durchsuchungen auf dem Campingplatz weitere Gegenstände gefunden, die als Beweismittel dienten. Darunter seien einem Sonderermittler zufolge 131 CDs und eine Festplatte. Die Ermittler seien durch die Auswertung sichergestellter Daten auf den 16-Jährigen gestoßen.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) kündigte in einer Sondersitzung des Landtags-Innenausschusses an, auch ältere Verdachtsfälle des sexuellen Missbrauchs auf dem Campingplatz an der Grenze zu Niedersachsen neu aufrollen zu lassen: "Es sieht so aus, dass es noch schlimmer ist, als ich befürchtet habe."