Malaysia Airlines MH370:Französische Experten sollen verschollenes Flugzeug finden

Lesezeit: 3 min

+++ Malaysische Regierung bittet weitere Staaten um Hilfe +++ Abschaltung der Kommunikationssysteme begann vor Funkspruch "all right, good night" +++ Australien übernimmt Suche über Indischem Ozean +++ China kritisiert malaysische Behörden für mangelhafte Informationspolitik +++

Die Entwicklungen im Newsblog

  • Malaysia fordert Unterstützung bei Suche der Boeing 777-200 an, die seit mehr als einer Woche verschwunden ist
  • Luftfahrtexperten aus Frankreich sind in Kuala Lumpur eingetroffen
  • Die Ermittler gehen davon aus, dass das Flugzeug absichtlich von der Route abgebracht wurde - der Verdacht richtet sich gegen die Piloten
  • China übt deutliche Kritik an malaysischen Behörden

Malaysische Regierung fordert Hilfe an: Malaysias Regierung bittet 25 Länder um Unterstützung bei der Suche nach dem vermissten Flugzeug. Wie das Verkehrsministerium mitteilt, sollen die Staaten unter anderem relevante Radar- und Satelliteninformationen weitergeben. Drei Experten der französischen Flugaufsicht sind mittlerweile in Kuala Lumpur eingetroffen. Sie wurden gebeten, ihre Erfahrungen aus der Suche nach dem 2009 über dem Atlantik abgestürzten Air-France-Flug 447 einzubringen. Die Malaysia-Airlines-Maschine, nach der aktuell gesucht wird, soll noch sieben Stunden unterwegs gewesen sein, nachdem es vom Radar verschwand. Das legen Satellitendaten nahe ( wie der Datenaustausch funktioniert, hat CNN zusammengefasst). Nach dem Überfliegen der Malaiischen Halbinsel könnte die Maschine nach Nordwesten oder Südwesten geflogen sein, woraus sich zwei Suchkorridore ergeben - ein riesiges Gebiet, das die malaysischen Einsatzkräfte keinesfalls alleine absuchen können.

Letzter Funkspruch kam nach Abschaltung: "All right, good night" - mit diesem letzten Funkspruch verabschiedete sich die Boeing 777-200 von den malaysischen Fluglotsen, kurz bevor sie in den vietnamesischen Luftraum eintreten sollte und verschwand. Bislang wurden die Abschiedsworte dem 53 Jahre alten Piloten zugeordnet, doch nach neuen Erkenntnissen der Fluggesellschaft hat der 27-jährige Co-Pilot Fariq Abdul Hamid die Worte gesprochen. Das sagte der Chef der Fluggesellschaft Malaysia Airlines an diesem Montag vor Journalisten. Der Funkspruch wurde übermittelt, nachdem das Kommunikationssystem ACARS manuell abgeschaltet worden war und zwei Minuten bevor auch der Transponder ausgeschaltet wurde, der automatisch Daten an die Flugkontrolle überträgt. Anschließend verschwand die Maschine von den zivilen Radarschirmen. Es steht nun der Verdacht im Raum, dass Fariq gewusst haben muss, was an Bord vor sich ging. Der Verdacht auf Sabotage oder Entführung der Maschine scheint sich dadurch nach Einschätzung von Experten zu erhärten.

Kapitän der verschwundenen Boeing
:Handwerklich begabter Routinier

Wer ist für das Verschwinden der Maschine des Flugs MH370 verantwortlich? Nur ein Profi könnte die Boeing 777 vom Kurs abgebracht und ihre Sender ausgestellt haben. Die Ermittlungen konzentrieren sich jetzt auf die Piloten. Was über die Männer bislang bekannt ist.

Von Franziska Schwarz

Piloten unter Verdacht: Das malaysische Verkehrsministerium veröffentlicht ein Statement, in dem es heißt, die Polizei habe bereits am 8. März, dem Tag des Verschwindens, begonnen, den Hintergrund der zwölf Crewmitglieder und des verantwortlichen Bodenpersonals zu durchleuchten. Bereits am 9. März besuchten die Ermittler demnach die Wohnungen des Piloten Zaharie Ahmad Shah und des Co-Piloten Fariq Abdul Hamid und sprachen mit ihren Familien. Nachdem die beiden Männer am Wochenende unter Verdacht geraten waren, mit dem Verschwinden der Maschine zu tun zu haben, wurden die Wohnungen durchsucht. Der Flugsimulator des 53 Jahre alten Piloten sei aus dessen Haus mitgenommen und im Hauptquartier der Polizei aufgebaut worden, heißt es in dem Statement weiter.

Australien übernimmt Suche über Indischem Ozean: Australien koordiniert auf Bitten Malaysias die Suche im südlichen Korridor, der weite Teile des Indischen Ozeans einschließt. Das Gebiet erstreckt sich über die halbe Strecke bis nach Südafrika. Malaysias Regierungschef Najib Razak habe ihn an diesem Montag um Hilfe gebeten, sagte Regierungschef Tony Abbott im Parlament in Canberra: "Ich habe zugestimmt, und zusätzliche maritime Ressourcen angeboten, was er dankbar akzeptiert hat." Nach seinen Angaben gibt es bislang keine Anzeichen, dass die Maschine australischen Luftraum durchflogen hat.

Übersicht zum Verschwinden der Boeing. (Foto: SZ-Grafik)

China kritisiert malaysische Behörden: In China wächst angesichts der neuen Enthüllungen die Kritik an den malaysischen Behörden. In einem scharfen Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua, den mehrere Zeitungen verbreiten, wird ein Mangel an zeitgemäßen Informationen und eine Vergeudung der massiven Suchbemühungen beklagt. "Angesichts der heutigen Technologie riecht der Zeitverzug entweder nach Vernachlässigung von Pflichten oder einem Zögern, Informationen umfassend und rechtzeitig zu teilen. Das wäre unerträglich", heißt es darin. Malaysia trage unvermeidlich Verantwortung, aber auch andere Beteiligte wie der Flugzeugbauer Boeing, die Triebwerkshersteller Rolls-Royce und die "Geheimdienst-Supermacht USA" hätten "bessere Arbeit leisten sollen". Unter den 239 Insassen an Bord der verschollenen Maschine sind 154 Chinesen.

Eine Boeing 777-200ER von Malaysia Airlines wartet auf dem Vorfeld des Flughafens von Kuala Lumpur während des Boardings. Flug MH318 nach Peking ersetzt den bisherigen Flug MH370 mit einer Maschine des gleichen Typs. (Foto: REUTERS)

Linktipps:

Ein Flugzeug verschwindet: Fragen und Antworten zu den technischen Hintergründen.

Piloten unter Verdacht: Was bislang über die beiden Männer im Cockpit der verschollenen Boeing bekannt ist.

Die ursprüngliche Route, das letzte Signal, die Suchkorridore: Landkarten für einen besseren Überblick.

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