Mädchenmord in den Niederlanden:Dein Freund und Mörder

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In den Niederlanden hat ein Polizist mit dem Mord an einer Zwölfjährigen Entsetzen ausgelöst. Den Ermittlern wird vorgeworfen, bei der Fahndung versagt zu haben.

Schock in den Niederlanden: Ein Polizist hat die Ermordung eines zwölfjährigen Mädchens aus seiner Nachbarschaft gestanden. Nach Angaben der Behörden stellte sich der 26 Jahre alte Beamte und führte die Ermittler zur Leiche der seit Tagen landesweit gesuchten Milly B. - im Garten seines Wohnhauses im südholländischen Dordrecht.

Eine Untersuchung soll nun klären, ob die Polizei möglicherweise bei der Fahndung nach Milly versagt hat. Ihr wird vorgeworfen, nicht sofort nach der Vermisstenmeldung der Eltern am Mittwoch vergangener Woche eine große Suchaktion in der Nachbarschaft eingeleitet zu haben.

Der Täter habe unweit der Familie des Opfers gewohnt, sagte der Bürgermeister Arno Brok bei einer Pressekonferenz. Er habe das Mädchen unter einem Vorwand aus der elterlichen Wohnung mit in sein Haus genommen, dort umgebracht und die Leiche vergraben. Ob das Kind von dem Polizisten sexuell missbraucht wurde, sei noch unklar. Der Täter und das Mädchen hätten "in einer nachbarschaftlichen Beziehung gestanden", erklärte der Chefermittler.

Professionelle Betreuung für Polizeikollegen

Der Täter hatte den Mord zunächst seiner Freundin gebeichtet, die ihn aufforderte, sich zu stellen. Am Dienstagabend meldete er sich bei einem Polizeirevier und führte seine Kollegen zu der Leiche.

Ein Sprecher des Polizeikorps von Rotterdam-Rijnmond, bei dem der Täter beschäftigt war, erklärte, der Kindesmord durch einen Kollegen habe auf dessen Dienststelle "starke emotionale Reaktionen ausgelöst". Für einige der entsetzten Polizisten sei "professionelle Betreuung" organisiert worden.

Dordrechts Bürgermeister räumte ein, es habe von Anfang an Hinweise darauf gegeben, dass das Mädchen von einem Nachbarn mitgenommen worden sei. Milly hatte gerade mit ihrer Mutter telefoniert, als es an der Haustür klingelte. Das Kind beendete das Telefongespräch mit dem Hinweis, es wolle die Tür für einen davor wartenden Mann öffnen.

Mitschüler des Mordopfers bekundeten Trauer, äußerten sich aber auch wütend. "Wieso heißt es, dass die Polizei dein bester Freund ist?", schrieb jemand in ein Online-Kondolenzbuch. Justizminister Ernst Hirsch Ballin sprach den Eltern Millys das Beileid der niederländischen Regierung aus.

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