Österreich und Südtirol:Rekord-Niederschläge auf der Alpen-Südseite

Lesezeit: 2 min

  • In Österreich hat es nach heftigen Unwettern mehrere Lawinenabgänge gegeben.
  • Einige Orte sind von außen nicht zu erreichen.
  • Die Wetterlage soll auch in den kommenden Tagen angespannt bleiben.

Nach heftigen Schnee- und Regenfällen am Wochenende ist die Lage in den österreichischen Bundesländern Kärnten und Tirol sowie in Südtirol ernst. Tausende Feuerwehrleute und Bergretter im Einsatz und kämpfen mit den Folgen des Unwetters. Es hat mehrere Erdrutsche gegeben, Straßen sind überflutet, mehrere Dörfer können nicht mehr erreicht werden, viele Haushalte sind ohne Strom und auch das Handynetz ist teilweise ausgefallen.

In der Gemeinde Bad Gastein im Bundesland Salzburg ging in der Nacht zu Montag eine Schlammlawine auf zwei Wohnhäuser nieder, wie die Nachrichtenagentur APA berichtete. Während eine Bewohnerin aus dem ersten Haus rasch gerettet werden konnte, saß in dem zweiten Haus eine Frau über Stunden fest, ehe sie von der Feuerwehr befreit wurde.

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Auch in Kleinkirchheim im Nachbarbundesland Kärnten wurde ein Haus infolge eines Erdrutsches verschüttet, ein 80 Jahre alter Mann, der sich darin aufhielt, konnte nur noch tot geborgen werden, wie österreichische Medien berichteten.

Weil ein Hang abzurutschen drohte, war auch die Tauernautobahn zwischen Spittal und Villach gesperrt, eine der wichtigsten Fernverkehrsverbindungen in den Alpen. Auch Wochenende war zeitweise auch die Autobahn über den Brenner gesperrt.

In der Nähe von Mühlbach in Südtirol fuhr ein Zug auf eine Gerölllawine auf, die sich über die Gleise ausgebreitet hatte. Im Martelltal, ebenfalls in Südtirol, filmte ein Anwohner den Abgang einer Schneelawine, kurz bevor er und 70 weitere Dorfbewohner von den Rettungskräften in Sicherheit gebracht wurden.

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"Der Boden kann nicht mehr viel Niederschlag vertragen"

Im Tiroler Stubaital wurde dem ORF zufolge ein Kleinbus mit deutschem Kennzeichen von einem Ausläufer einer Lawine erfasst. Alle sechs Insassen blieben demnach unverletzt. Wegen der Sperrung der Gletscherstraße mussten 250 Menschen, die sich noch dort befanden, in der Gegend übernachten. Sie wurden in ein Hotel und Räumlichkeiten der Stubaier Gletscherbahnen gebracht.

Einige Orte waren von der Außenwelt abgeschnitten, unter anderem in Kärnten das Lesachtal, das Mölltal und die Gemeinde Heiligenblut, wie die Kleine Zeitung in der Nacht zu Montag berichtete. Die Einwohner wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen. Mehrere Gebäude wurden evakuiert. In Osttirol blieben die Schulen am Montag geschlossen.

In Kärnten traten darüber hinaus mehrere Seen über die Ufer. Der bei Villach gelegene Faaker See führte am späten Sonntagabend ein Hochwasser, wie es statistisch nur alle 100 Jahre vorkommt. Seit der Nacht auf Samstag war der Pegel bis Montagmorgen um etwa 50 Zentimeter auf nun 150 Zentimeter angestiegen, wie online abrufbare Messdaten zeigten. In Lavamünd wird die Spitze des Hochwassers erst am Montagmorgen erwartet. Dort wurde ein mobiler Hochwasserschutz errichtet, der Ortskern ist gesperrt.

An zahlreichen Stellen, wie hier im Mölltal in Oberkärnten sind Muren abgegangen. (Foto: Bernd März/dpa)

Auch wenn sich das Wetter am Montag vorübergehend besserte, sei die Lage "angespannt", sagt der Südtiroler Bevölkerungsschutz-Landesrat in Bozen. Es gelte die zweithöchste Lawinenwarnstufe. Für die Nacht auf Dienstag sind erneut Regen und Schnee angesagt, zwar weniger als am Wochenende, dennoch müsse man vorsichtig sein. "Der Boden kann nicht mehr viel Niederschlag vertragen", sagt Meteorologe Peterlin. Erst von Mittwoch an soll sich die Lage beruhigen.

Ist das normal? Oder liegt es an der sich verschärfenden Klimakrise? Das ist die Frage, die bei schweren Unwettern stets im Raum steht. So auch jetzt. Tiefs über dem Mittelmeer, die sich an den Alpen wie an einer Mauer stauen, sind "prinzipiell ein normaler Mechanismus, den wir in den vergangenen Jahren regelmäßig beobachten konnten", sagt Thomas Wostal von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien. "Die Mengen sind aber extrem." Das zeigte sich etwa in Venedig, wo auf dem Markusplatz das Wasser so hoch stand wie seit Jahrzehnten nicht mehr, und auch in Kärnten und Osttirol, wo so viel Regen fiel, wie es statistisch nur alle 40 bis 50 Jahre vorkommt.

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