Mode:Ein subtiler, stilvoller Abschied

Zwei Tage nach dem Tod von Karl Lagerfeld erhalten seine letzten Entwürfe bei der Show der Marke Fendi in Mailand ihren großen Auftritt - und das ohne großes Pathos.

Von Silke Wichert

1 / 7
(Foto: AP)

Seine Mode, ohne ihn - wie würde das aussehen? Zwei Tage nach dem Tod von Karl Lagerfeld fand in Mailand die Show von Fendi statt, der Marke, für die der Designer 54 Jahre lang gearbeitet hatte, länger noch als für Chanel. Kurz war spekuliert worden, ob die Präsentation vielleicht abgesagt würde, aber daran ist in diesem Milliardengeschäft nicht ernsthaft zu denken. Und Lagerfeld, der notorisch arbeitete, hätte vermutlich als Letzter gewollt, dass seinen letzten Entwürfen der große Auftritt verwehrt bleibt. Aber das ganz große Drama, das bei den Italienern ja auch gern mal aufgefahren wird, blieb aus. Eine Videopräsentation zeigte die Verbindung des verstorbenen Designers mit der Marke Fendi. Über dem Laufsteg stand in seiner Schrift "Love, Karl" geschrieben, auf den Plätzen lag ein kleines Kärtchen, darauf ein schwarzes "F" mit Herzchen und dem Todesdatum auf der Rückseite. Ein subtiler, stilvoller Abschied.

2 / 7
(Foto: AFP)

Dann liefen die ersten Mädchen ein, mit hohen Krägen...

3 / 7
(Foto: AFP)

... großen Schleifen...

4 / 7
(Foto: REUTERS)

... noch mehr hohen Krägen...

5 / 7
(Foto: imago/i Images)

... und Schulterpolstern unter transparenten Layern. Alles unverkennbar Lagerfelds Handschrift.

6 / 7
(Foto: imago/i Images)

Aber am Ende erschien eben nicht, wie sonst, er gemeinsam mit Silvia Venturini Fendi auf dem Laufsteg, sondern nur sie allein. Dazu sang David Bowie "though nothing, nothing will keep us together" aus seinem Song "Heroes". Der Abschied sollte ohne Pathos sein, aber spätestens da flossen die ersten Tränen in den Reihen. Wer es bis jetzt nicht hatte glauben können, dass der 85-Jährige wirklich abgetreten war - jetzt war die Lücke, die er hinterlässt, zum ersten Mal sichtbar.

7 / 7
(Foto: AP)

Für einen kurzen Moment kam er dann doch noch einmal zurück. In einem Interview, das als Video über den Laufsteg projeziert wurde, wurde er gefragt, ob er sich noch erinnern könne, wie er an seinem ersten Tag bei Fendi ausgesehen hatte? 1965? Was für eine Frage, natürlich konnte er, und scribbelte sofort mit dem Stift los: Einen Hut von Cerrutti, eine gemusterte Krawatte, ein englisches Jagdjacket, Culottes und eine Tasche, die er in Mailand gekauft hatte, er wusste noch jedes Detail. "Fashion's longest love story", wie Silvia Venturini Fendi in den Shownotizen über die Zusammenarbeit der Marke mit Lagerfeld schrieb, jetzt ist sie endgültig zu Ende.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: