Landgericht:Angeklagter schweigt zu Doppelmord: Indizienprozess erwartet

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Ein Mikrofon in einem Gerichtssaal. (Foto: Friso Gentsch/dpa/Symbolbild)

In Wennigsen bei Hannover wird im Juni ein Ehepaar getötet. Unter Mordverdacht steht bald ein 24-Jähriger, der die Autowerkstatt des Ehemannes übernommen hatte. Er gab sich direkt nach der Tat als besorgter Kollege aus.

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Hannover (dpa/lni) - Aus Geldnot soll ein 24-Jähriger ein Ehepaar in Wennigsen bei Hannover getötet haben. Seit Mittwoch muss sich der Iraker wegen zweifachen Mordes vor dem Landgericht der niedersächsischen Landeshauptstadt verantworten. „Der Angeklagte bestreitet den Vorwurf insgesamt“, sagte dessen Rechtsanwalt Fritz Willig. Die Verteidigung kündigte eine Stellungnahme für den nächsten Verhandlungstag an.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 24-Jährigen vor, im Juni 2022 den 59 Jahre alten Ehemann heimtückisch aus Habgier ermordet zu haben. Er habe gewusst, dass dieser damals eine größere Summe Bargeld in seinem Haus in Wennigsen hatte. Die 60 Jahre alte Ehefrau soll er getötet haben, um die vorherige Tat zu verdecken. Beide verbluteten am Tatort, in ihrem Haus im Ortsteil Holtensen.

Laut Anklage hatte der junge Mann am 1. August 2021 die Autowerkstatt des 59 Jahre alten Unternehmers in Hannover-Bornum für 310 000 Euro übernommen. Die Summe sollte in Raten bezahlt werden. Jedoch konnte der in Hemmingen wohnende Mann zum Tatzeitpunkt seinen diversen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. 

Der Angeklagte soll darüber hinaus eine gute Woche nach dem Doppelmord vorgetäuscht haben, in seiner Autowerkstatt von einem unbekannten Täter überfallen worden zu sein. Damit wollte er nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft von dem gegen ihn selbst bestehenden Tatverdacht ablenken.

Polizisten hatten die Leichen des Ehepaares am 13. Juni entdeckt. Der Angeklagte selbst hatte die Beamten alarmiert und gesagt, dass er sich Sorgen um seinen Chef mache. Dieser sei bereits am Wochenende zuvor zu Verabredungen nicht erschienen. Außerdem laufe im Haus ein Wasserhahn. Am Mittwoch berichtete ein Polizist als Zeuge vor Gericht von der Begegnung mit dem Angeklagten vor dem Haus in Wennigsen. Er habe sich als besorgter Kollege ausgegeben. 

Insgesamt sind acht Verhandlungstage angesetzt, das Urteil könnte nach dieser Planung am 16. März 2023 verkündet werden. Nach Einschätzung des Verteidigers könnten in diesem Indizienprozess noch weit mehr Verhandlungstage notwendig werden. 

© dpa-infocom, dpa:221220-99-972105/3

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