Kriminalität:Babyleichen-Fund in Oberfranken: Mutter legt Geständnis ab

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Die Fenster im Dachgeschoss des Hauses in Wallenfels, in dem acht tote Kinder gefunden wurden. Foto: (Foto: Nicolas Armer)

Wallenfels (dpa) - Nach dem Fund von mindestens acht Babyleichen in Oberfranken hat die Mutter der Kinder ein Geständnis abgelegt.

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Wallenfels (dpa) - Nach dem Fund von mindestens acht Babyleichen in Oberfranken hat die Mutter der Kinder ein Geständnis abgelegt.

Sie sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Die Frau habe eingeräumt, einige Säuglinge lebend geboren und anschließend getötet zu haben, sagte eine Polizeisprecherin.

Gegen die Frau erging Haftbefehl, die Staatsanwaltschaft wirft ihr Mord in sieben Fällen vor. Das spiegele den derzeitigen Ermittlungsstand wider, sagte die Sprecherin. Unklar ist noch, ob man der Frau auch den achten Fall zur Last legen kann.

Auch gegen den Ehemann, von dem sich die 45-Jährige erst vor kurzem getrennt hatte, bestehe ein „gewisser Tatverdacht“, erläuterte die Sprecherin weiter. Er sei vernommen worden, aber derzeit auf freiem Fuß. Unbestätigten Medienberichten zufolge hatte das Paar sowohl mit gemeinsamen Kindern als auch mit Kindern aus früheren Beziehungen jahrelang in Wallenfels gelebt.

Die Frau war am Freitagabend gegen 19.45 Uhr in einer Pension in Kronach festgenommen worden, nur etwa 15 Kilometer vom Fundort der acht Leichen in Wallenfels entfernt. Heute war die Frau vernommen worden und legte schließlich ein Geständnis ab.

Ein 55 Jahre alter Mann, der bei der Frau war, kam wieder auf freien Fuß. Gegen den derzeitigen Lebensgefährten der Frau habe sich der Tatverdacht nicht erhärtet, hieß es in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft Coburg.

Unklar ist nach wie vor, wann die Kinder jeweils starben. Die Leichen waren am Freitag nach Erlangen zur Obduktion gebracht worden. Ein Ergebnis erwartet die Polizei erst Anfang der Woche. Offen ist zudem, wer der Vater der Kinder ist. Auch hier setze man auf Erkenntnisse der Rechtsmediziner, sagte die Polizeisprecherin.

In der Nacht zum Freitag hatten die Ermittler in der kleinen Stadt Wallenfels zunächst die sterblichen Überreste von mindestens sieben Babys entdeckt. Am Freitagnachmittag fanden sie dann eine weitere Säuglingsleiche. Die Leichen der Kinder waren in Handtücher und Plastiktüten gewickelt. Die tatverdächtige Frau hatte bis vor kurzem in dem Haus gelebt.

Das beschauliche Städtchen im Frankenwald stand unter Schock. Zum Zeichen der Trauer stellten Menschen an dem Haus Kerzen, Kuscheltiere, Blumen und Engel aus Porzellan ab.

Eine Anwohnerin in Wallenfels hatte am Donnerstag den Notruf gewählt, nachdem sie in der Wohnung die sterblichen Überreste eines Säuglings gefunden hatte. Daraufhin entdeckte die Polizei dort sieben weitere Babyleichen. Die Leichen werden nun untersucht, um zu klären, wann und wie die Babys zu Tode kamen.

Die Kriminalpsychologin Monika Frommel vermutet einen Fall verleugneter Schwangerschaften. Psychiatrisch gestörte Frauen, die ihre Schwangerschaft nicht wahrhaben wollten, gebe es in allen Schichten der Gesellschaft, sagte die ehemalige Direktorin des Instituts für Sanktionenrecht und Kriminologie an der Universität Kiel der Deutschen Presse-Agentur.

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