Kollision mit Eurofighter:Flugfehler wohl schuld an Learjet-Unglück

Lesezeit: 2 min

"Ich kann den nicht mehr sehen": Ein Unfallbericht gibt Aufschluss über die Kollision eines Learjets mit einem Eurofighter im Juni. Die dabei tödlich verunglückten Piloten haben wohl einen Flugfehler begangen.

Von Christoph Hickmann, Berlin

Die Kollision eines Learjet 35 mit einem Eurofighter der Bundeswehr im Juni geht auf einen zu engen Kurvenradius des zivilen Flugzeugs zurück. Das geht aus einem "Zwischenbericht" der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) hervor. Er liegt der Süddeutschen Zeitung vor. Bereits kurz nach dem Unfall, bei dem Pilot und Kopilot des Learjets starben, hatte es erste Hinweise auf diese Ursache gegeben.

Der Learjet und zwei Eurofighter waren am 23. Juni eine routinemäßige Übung geflogen. Dabei ging es um die Simulation einer Lage, in der ein Flugzeug unidentifiziert im Luftraum unterwegs ist. Solche Situationen gibt es häufiger. Die Gründe dafür, dass kein Funkkontakt besteht, sind in den allermeisten Fällen harmloser Natur.

Dumpfe Geräusche, dann stoppt die Aufzeichnung

Aufgabe der Alarmrotten der Luftwaffe ist es in solchen Fällen, zunächst Sichtkontakt zu dem Flieger aufzunehmen und zu klären, ob es sich etwa um eine Entführung handelt. Wird die Funkverbindung auch danach nicht wieder hergestellt, sollen sie das Flugzeug zur Landung zwingen.

Bei der Übung im Juni war eines der Kampfflugzeuge neben den Learjet geflogen, und die Piloten hatten, wie vorgesehen, miteinander kommuniziert. Wie aus dem BFU-Bericht hervorgeht, sollte dann simuliert werden, dass ein imaginärer Entführer des Learjets von dessen Insassen überwältigt worden sei - das Zivilflugzeug sollte daraufhin dem Eurofighter folgen.

Der Kampfjet flog nun dem Bericht zufolge eine Linkskurve, während der Learjet zunächst leicht nach rechts steuerte und dann ebenfalls in eine Linkskurve ging. Laut der Aufzeichnungen des "Cockpit Voice Recorders" sagte der Kopilot des Learjets zu diesem Zeitpunkt: "Kannst du mal nehmen, ich kann den nicht mehr sehen." Zehn Sekunden später zeichnete der Rekorder laut Bericht "dumpfe Geräusche auf, bevor die Aufzeichnung nach einer Sekunde stoppte".

Zum Zeitpunkt der Kollision hatte der Learjet laut Flugdatenschreiber einen Steuerkurs von 358 Grad und eine Querneigung von 46 Grad nach links, während der Eurofighter einen Steuerkurs von 001 Grad und eine Querneigung von 26 Grad nach links hatte. Der Learjet flog also eine deutlich zu enge Linkskurve, wodurch er mit dem Eurofighter kollidierte.

Dessen Pilot gab dem Bericht zufolge später an, er habe eine Erschütterung wahrgenommen und "im Spiegel schwarzen Rauch gesehen", während der Learjet "verschwunden gewesen" sei. Der Pilot des zweiten Eurofighters, der sich hinter den beiden anderen Flugzeugen gehalten hatte, gab an, er habe "eine kleine Explosion" wahrgenommen. Der Learjet stürzte ab und prallte am Rand des Ortes Elpe im Sauerland auf. Der beschädigte Eurofighter, bei dem unter anderem ein Außentank abgerissen war, steuerte den Fliegerhorst Nörvenich an.

© SZ vom 24.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: