Kinderliteratur:Hotzenpotzblitz

Kinderliteratur: Man kann nur vermuten, warum Otfried Preußler diese Geschichte nicht irgendwann wieder aufnahm, weiterschrieb und dann veröffentlichte, schließlich sind die Bände ein riesiger internationaler Erfolg.

Man kann nur vermuten, warum Otfried Preußler diese Geschichte nicht irgendwann wieder aufnahm, weiterschrieb und dann veröffentlichte, schließlich sind die Bände ein riesiger internationaler Erfolg.

(Foto: Thorsten Saleina/Thienemann-Esslinger Verlag)

Eigentlich wollte Otfried Preußler nach dem dritten Band Schluss machen mit Kasperl, Seppel, dem Krokodilhund und Hotzenplotz. Doch jetzt ist ein bisher unbekanntes Manuskript aufgetaucht.

Von Roswitha Budeus-Budde

Das Kasperltheater beschäftigte Otfried Preußler sein ganzes Leben, schon als Kind spielte er begeistert mit den Puppen, die Stoffe dazu kamen von der Großmutter, die den Kindern immer wieder von Räubern, Hexen, und Drachen erzählte und vom "Gendarmerie-Postenkommandanten" Hawlitschek.

Alle seine Bücher leben von diesen Erinnerungen, besonders seine Hotzenplotz-Bände, gern ist er darum immer wieder zu Kasperl, Seppel und Hotzenplotz zurückgekehrt. Doch nach dem dritten Band sollte Schluss sein, kein loser Faden durfte bleiben. Nicht so wie in Band zwei, erzählte Otfried Preußler, als er damals vergaß, den Krokodilhund der Witwe Schlotterbeck wieder in Wasti, den Langhaardackel, zu verwandeln. "Die Folge davon, eine Flut von Briefen und Postkarten mit der immer wiederkehrenden Frage, wie es denn mit dem Wasti Schlotterbeck weitergeht?" Vier Jahre später ließ er sich erweichen und schrieb den letzten Band, erklärte aber schon im Titel, dass es keine Fortsetzung geben werde. Und nun taucht plötzlich, im Jahr seines 95. Geburtstags, "Die Fahrt zum Mond" auf, ein kleines zwanzigseitiges Manuskript. Es ist eine neue Räuber-Hotzenplotz-Geschichte, die Susanne Preußler-Bitsch im Nachlass des Vaters entdeckte. Sie hat daraus "ein erzähltes Kasperltheater" zwischen zwei Buchdeckeln gemacht. Kein vierter Band also, sondern eher ein Seitenstück, das eine weitere Geschichte aus dem Leben des Räubers erzählt. Wieder sind die bekannten Mitspieler, Kasperl, Seppel, die Großmutter und Wachtmeister Dimpfelmoser damit beschäftigt, den Räuber Hotzenplotz zu fangen. Er soll auf den Mond geschossen werden, denn aus dem Gefängnis ist er ja ausgebrochen.

Bärbel Dorweiler, Verlegerin des Thienemann-Verlages, schätzt, dass Otfried Preußler das Manuskript um 1967 verfasste, zwischen dem zweiten und dritten Band der Hotzenplotz-Reihe. Man kann nur vermuten, warum er diese Geschichte nicht irgendwann wieder aufnahm, weiterschrieb und dann veröffentlichte, schließlich sind die Bände ein riesiger internationaler Erfolg. War es nur eine Fingerübung zur Entspannung beim Schreiben? Otfried Preußler war kein Schriftsteller, der sich leicht tat. Und seine Familie erzählt, dass er oft mit dem Aufnahmegerät in den Wald wanderte, um sich seine Ideen erst mal selbst zu erzählen. Schließlich entstand der erste Hotzenplotz-Band genau aus so einer kreativen Notlage. Seit zehn Jahren schrieb Preußler damals schon an seinem "Krabat"-Manuskript. Um seine Schaffenskrise zu überwinden, verfasste er schnell eine Kasperl-Geschichte, die zu seiner Verwunderung sein größter Erfolg wurde.

Wenn also am 17. Juli "Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" erscheint, mit den Illustrationen von Thorsten Saleina, der sich eng an die Original-Zeichnungen von F. J. Tripp anlehnt, wird man erfahren, ob es Kasperl und Seppel wirklich schaffen, den Räuber auf den Mond zu schießen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: