Kevin Spacey:Telefonstreich

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Schauspieler Kevin Spacey bei einer Anhörung vor dem Gericht in Nantucket anfang Juni. (Foto: Steven Senne/AP)

Das Verfahren wegen sexueller Nötigung gegen den Hollywood-Schauspieler Kevin Spacey wankt, weil ein Handy mit Beweismitteln verschwunden ist.

Von Magdalena Pulz

Es ist ein wenig durchsichtiges Hin und Her - sogar so undurchsichtig, dass es jetzt das ganze Strafverfahren infrage stellt. Im Mittelpunkt stehen die Vorwürfe gegen Kevin Spacey: sexuelle Nötigung und Körperverletzung an einem damals 18-Jährigen. Die beiden hatten sich 2016 in einer Bar auf der Urlaubsinsel Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts getroffen. Der junge Mann arbeitete dort als Aushilfskellner und war damals wohl ein großer Fan des Hollywood-Schauspielers.

Der heute 21-Jährige wirft dem 59 Jahre alten Spacey vor, ihn dort betrunken gemacht und im Schritt angefasst zu haben. Als Beweismittel sollte er im Gerichtsprozess ein Handy vorlegen, auf dem SMS-Nachrichten waren, die er in dieser Nacht einer Freundin geschickt haben will. Der Richter hat den Mann aufgefordert, der Verteidigung das Handy zu übergeben.

Doch dieses Telefon ist offenbar verschwunden - und damit auch das eventuell zentrale Beweismittel. Der Anwalt des mutmaßlichen Opfers gab an, man könne das Telefon nicht finden. Das lädt zu Spekulationen ein, schließlich hatten Kevin Spaceys Anwälte zuvor die Herausgabe gefordert. Die Verteidigung geht davon aus, dass der junge Mann Nachrichten gelöscht hat, die Spaceys Unschuldsbeteuerungen untermauern würden.

Der Anwalt des 21-Jährigen legte aber immerhin die Kopie des Inhaltes in Form eines Back-ups des Telefons vor, das von einem Computer aus wiedergeherstellt werden konnte. Auch hier sollen jedoch der Verteidigung zufolge die Screenshots der Unterhaltungen manipuliert worden sein. Der Kläger bestreitet das.

Daten auf Handy gelöscht

Unbestritten ist, dass Daten auf dem Handy gelöscht wurden. So berichtet die New York Time s, da s s die Mutter des mutmaßlichen Opfers im Gericht ausgesagt habe, bestimmte Inhalte gelöscht zu haben, bevor sie das Telefon der Polizei übergab. Es habe sich dabei um Nachrichten gehandelt, die sie als Mutter besorgt hätten - sogenannte frat -boy-Aktivitäten. Der Begriff beschreibt törichtes oder sexistisches Verhalten in männlichen Studentenverbindungen in den USA.

Am Montag sollte es vor Gericht also um den Verbleib des Handys gehen. Als der 21-Jährige dazu befragt wurde, verweigerte er seine Aussage. Diese Entscheidung führte bei dem Richter zu Bedenken über die Durchführbarkeit des Prozesses gegen Spacey. "Der ganze Fall dreht sich um diesen einen Mann, und ohne ihn wird das eine ganz schön schwierige Sache", sagte Richter Thomas Barrett. Er setzte den nächsten Gerichtstermin für den 31. Juli an und bat die Staatsanwaltschaft, über ihre Strategie nachzudenken.

Die Verteidigung des früheren "House of Cards"-Stars, der diesmal nicht selbst im Gerichtssaal erschienen war, plädiert dafür, die Klage fallen zu lassen. Eine Zivilklage gleichen Inhalts gegen Spacey hatte das mutmaßliche Opfer in der vergangenen Woche wieder zurückgezogen - kurz nachdem er sie erhoben hatte. Sein Klient befinde sich auf einer "emotionalen Achterbahn", sagte der Anwalt.

Egal wie der Handykrimi ausgeht - es wird nicht das Ende der Vorwürfe gegen Spacey sein. Seit 2017 sind in mehr als 30 Fällen Vorwürfe von sexuellen Übergriffen gegen ihn vorgebracht worden. So hat Schauspieler Anthony Rapp etwa einen mehr als 30 Jahre zurückliegenden Vorfall öffentlich gemacht. Der Fall aus Nantucket ist jedoch bisher der einzige, der vor Gericht gekommen ist.

© SZ vom 10.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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