Kanada:Neuer Name für Asbestos

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Neun Kilometer bis Asbestos - wie lange wird es das Straßenschild noch geben? (Foto: imago stock&people/imago/ZUMA Press)

Eine kanadische Kleinstadt will nicht mehr wie eine giftige Substanz heißen - sondern vielleicht lieber Jeffrey.

Von Felix Haselsteiner

Der Abbau von Asbest gehört in der kanadischen Provinz Quebec schon lange der Vergangenheit an. Im späten 19. Jahrhundert wurde die giftige Substanz in Minen geschürft und brachte der Kleinstadt Asbestos nicht nur ihren Namen, sondern auch großen Erfolg ein - dann jedoch schloss 2012 auch die letzte Mine und stürzte den Ort in eine Sinn- und vor allem in eine Namenskrise.

Denn wer will schon einen Ort sein Zuhause nennen, der nach einem krebserregenden Stoff benannt ist? Asbestos' unattraktiver Stadtname wurde zum Problem und sorgte laut Bürgermeister Hugues Grimard immer wieder für ein negatives Image. Doch die Asbester haben sich entschlossen, ihrer Stadt einen neuen Namen zu geben, jeder über 14 darf nun mitentscheiden.

Nun wurden die besten vier unter den 1000 Kandidaten ausgewählt und zeugen davon, dass einiges an kreativem Potential in der Kleinstadt vorhanden ist: Phénix etwa lautet eine Idee, nicht so wie die Stadt im US-Bundesstaat Arizona, sondern so wie das mystische Fabelwesen. Auch Apalone ist in der Verlosung, benennen würde sich die Stadt dann nach einer Schildkrötenart. Der vielleicht naheliegendste und gleichzeitig lautmalerisch schönste Vorschlag ist Trois lacs - übersetzt: drei Seen. So heißt bislang nur ein Stadtteil in Asbestos.

Für eine Debatte sorgt hingegen der vierte Vorschlag: Jeffrey. Das klingt zwar nach dem freundlichen Kerl von nebenan, hat jedoch in Asbestos eine tiefere Bedeutung: Die ehemals größte Mine in der Kleinstadt hieß Jeffrey, benannt nach dem damaligen Besitzer, wie auf einer lokalen Geschichtswebsite nachzulesen ist. Jeffrey sei ein englischer Name und passe damit nicht in die französische Denkweise der Region in Kanada, heißt es in den sozialen Medien nun. Und überhaupt: Was für eine Vergangenheitsbewältigung wäre das, sich von Asbestos zu lösen und dann den alten Minennamen wieder hervorzukramen? Andererseits: Sollten die Asbester sich am Ende tatsächlich für Jeffrey entscheiden, sie hätten sich ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit der internationalen Presse gesichert.

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:... Hugues Grimard, Bürgermeister, der Asbestos umbenennen will

In der kanadischen Stadt befand sich einst die größte Asbestmine der Welt. Bürgermeister Hugues Grimard will nun das negative Image loswerden - und sucht nach einem neuen Ortsnamen.

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