Jugendgangs in El Salvador:Wenn Killer Frieden schließen

Die "Maras" in Zentralamerika gehören zu den gefährlichsten und brutalsten Jugendgangs der Welt. Doch in El Salvador gibt es Hoffnung auf ein Ende der Gewalt. Auf einer Pressekonferenz im Gefängnis erklärten zwei Bandenchefs die Schulen in ihrem Land zu "Friedenszonen".

Thomas Schmelzer

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Die "Maras" in Zentralamerika gehören zu den gefährlichsten und brutalsten Jugendgangs der Welt. Doch in El Salvador gibt es Hoffnung auf ein Ende der Gewalt. Auf einer Pressekonferenz im Gefängnis erklärten zwei Bandenchefs wenigstens die Schulen in ihrem Land zu "Friedenszonen". Für die Jugendlichen sind die "Maras" oft die einzige Perspektive in ihrem Leben. Viele treten bereits als Zwölfjährige in die Jugendbanden ein und lernen früh die Regeln der Gewalt kennen. Um aufgenommen zu werden, müssen die Jugendlichen eine gnadenlose Prüfung bestehen: sie müssen einen Passanten verprügeln oder sogar jemanden umbringen.

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Ihre Geschichten erzählen die Gangmitglieder mit ihren martialischen Tattoos. Sie überziehen oft den gesamten Körper der Jugendlichen und sind ein Code. Eine Träne steht für einen verstorbenen Freund, die 18 ist das Erkennungszeichen der "Mara 18". Wer den Code versteht, kann an den Tattoos ablesen, wie viele Menschen ein Bandenmitglied getötet hat.

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Die zwei größten "Maras" El Salvadors sind untereinander verfeindet. In den Gefängnissen besteht die Rivalität fort. Über 10.000 Jugendgangster sitzen derzeit in El Salvador hinter Gittern. Am Mittwoch versammelten sich die Mitglieder im Gefängnis Quezaltepeque und hörten, wie die Sprecher der beiden Banden die gemeinsame Erklärung verlasen. Bereits im März hatten die Jugendgangs einen Burgfrieden vereinbart, um der Gewaltspirale im El Salvador ein Ende zu setzen. Dafür hatte die Regierung den zwei inhaftierten Bandenchefs Hafterleichterungen eingeräumt. In der neuen Erklärung bekannten sich die Gangs zu einem Friedensplan für die Schulen des Landes.

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"Das Abkommen ist eine Geste des guten Willens", sagte Sprecher Mejía von der Mara Salvatrucha. Die Erklärung bestätige, "dass wir uns an unsere Abmachung halten und unseren Beitrag zum Frieden in El Salvador leisten wollen." Auf dem Bild ist zu sehen, wie die Gangmitglieder die Pressekonferenz im Gefängnis verfolgen.

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Hintergrund der Vereinbarung sind die Gebietskämpfe der Banden an den Schulen. Allein im ersten Halbjahr 2011 starben dabei mindestens 97 Schüler. Bei den Auseinandersetzungen geht es auch um Umschlagplätze für Drogen. Damit soll nun Schluss sein: Durch ihren Rückzug wollen die Jugendbanden den Schülern und Lehrern einen "normalen" Unterricht ermöglichen.

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El Salvador hat eine der höchsten Mordraten der Welt. Jeden Tag sterben rund 14 Menschen durch die Bandenkämpfe. Nach dem Waffenstillstand halbierte sich die Zahl der Toten schlagartig.

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Aus Angst vor Übergriffen tritt die Polizei den Bandenmitgliedern nur maskiert gegenüber. "Für uns gilt der Waffenstillstand der Banden nicht", hatte der Chef der staatlichen Anti-Mara-Einheit Pedro Gonzáles im April gesagt. "Unsere Aufgabe ist es, die Verbrechen zu bekämpfen, egal was die Banden sagen."

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Der Bandenkrieg in El Salvador hatte zuletzt mafiöse Zustände angenommen. Als die Regierung ankündigte, die Mitgliedschaft in einer Mara unter Strafe zu stellen, feuerten die Banden auf einen Passagierbus und zündeten ihn später an. 14 Menschen starben. Das Gesetz trat dennoch in Kraft.

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Seit diesem Kurs der "harten Hand" landen die jugendlichen Gewalttäter auch dann im Gefängnis, wenn ihnen gar keine Tat nachgewiesen werden kann.

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Für El Salvador bedeuten die Entwicklungen der letzten Monate ein kleines Stück Hoffnung. Unsicher bleibt aber, ob die Abkommen nicht nur ein Ablenkungsmanöver sind und die Maras die gewonnene Zeit nutzen, um sich auf noch schlimmere Bandenkämpfe vorzubereiten.

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