Johannes Paul II.:Doppelte Heiligsprechung

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Der in Polen geborene frühere Papst Johannes Paul II. wird im April heiliggesprochen. (Foto: dpa)

Dass Johannes Paul II. heiliggesprochen wird, stand bereits fest - jetzt ist auch das Datum bekannt: Am 27. April soll dem früheren Pontifex aus Polen diese Ehre zuteilwerden. Ein Novum: Am gleichen Tag wird noch ein weiteres ehemaliges Kirchenoberhaupt heiliggesprochen.

Der polnische Papst Johannes Paul II. wird am 27. April 2014 in Rom heiliggesprochen - zusammen mit dem Italiener Johannes XXIII., einem seiner Vorgänger. Das Datum gab Papst Franziskus in einem Konsistorium bekannt. Vor zwei Monaten hatte Franziskus überraschend erklärt, dass er beide Päpste gemeinsam heiligsprechen will. Um den Termin dafür zu nennen, hatte er seine Kardinäle in den Vatikan einberufen. Der Pole und der Italiener gelten als die beliebtesten Päpste des 20. Jahrhunderts.

Zu der Zeremonie der Heiligsprechung werden Gläubige in Massen in Rom erwartet, vor allem wegen des polnischen Papstes Karol Wojtyla (1920 bis 2005). Johannes Paul II. wird damit nur neun Jahre nach seinem Tod in den Stand der Heiligen gehoben.

Polens Bischöfe zeigten sich begeistert von der anstehenden Heiligsprechung. Nachdem eine Zeremonie noch in diesem Jahr verworfen worden war, bot sich für die katholische Kirche der 27. April 2014 an. Das ist der Sonntag nach Ostern, Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit genannt. Diesen Gedenktag hatte Johannes Paul II. selbst eingeführt.

Die polnische Bischofskonferenz bezeichnete die Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. als "großen Tag für Polen". Wojtyla solle danach Schutzpatron des Weltjugendtags 2016 in Krakau werden, sagte der Sprecher der polnischen Bischofskonferenz, Jozef Kloch, in Warschau.

Der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz, langjähriger Privatsekretär Wojtylas, rechnet mit großem Andrang polnischer Pilger zur Heiligsprechung. "Ich erwarte Hunderttausende von Gläubigen", sagte er: "Johannes Paul II. wirkt weiterhin, er inspiriert und ist gegenwärtig", begründete Dziwisz. Regierungschef Donald Tusk sagte in einer ersten Reaktion, persönlich, "als Pole", würde er gern zu der Heiligsprechung nach Rom reisen. "Das ist eine Herzensangelegenheit."

Um die gleichzeitige Heiligsprechung beider Vorgänger möglich zu machen, hatte Franziskus bei Johannes XXIII. (1881 bis 1963) überraschend auf das üblicherweise notwendige zweite Wunder verzichtet. "Wir kennen alle die Tugend und die Persönlichkeit" dieses Papstes, hatte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi zu dem "besonderen Fall" erklärt.

Wird ein Mensch heiliggesprochen, beinhaltet das eine Erklärung des amtierenden Papstes, die das vorbildliche christliche Leben der betreffenden Person und die endgültige Aufnahme zu Gott würdigt. Danach darf der Mensch weltweit als Heiliger verehrt werden.

Das Heiligsprechungsverfahren für Johannes Paul II. war dagegen zügig, aber den kanonischen Regeln entsprechend abgewickelt worden. Ihm werden zwei Wunder zugeschrieben, nämlich die Heilung zweier Nonnen von schweren Krankheiten. Er war am 1. Mai 2011 von Papst Benedikt XVI. in einem raschen Prozedere zunächst seliggesprochen worden. Viele Gläubige hatten sofort nach dem Tod des polnischen Papstes verlangt, ihn heiligzusprechen.

Die historische Zeremonie Ende April soll liberale und konservative Katholiken vereinen. Die beiden Geistlichen gehören zu den einflussreichsten Päpsten der Moderne.

Papst Johannes Paul II. hatte die katholische Kirche nach seiner Wahl zu ihrem Oberhaupt im Jahr 1978 mehr als ein Vierteljahrhundert geleitet. Der 2005 verstorbene Pontifex wird vor allem in seiner Heimat Polen für seinen Widerstand gegen den Kommunismus verehrt. Im Mai 2011 wurde Karol Wojtyła seliggesprochen, nachdem die Heilung einer französischen Nonne als Wunder anerkannt worden war.

Der 1963 gestorbene Johannes XXIII. sorgte mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil für eine Modernisierung der katholischen Kirche. Der italienische Geistliche Angelo Giuseppe Roncalli, der im Jahr 1958 zum Papst gewählt worden war, wird besonders im liberalen Flügel der Kirche verehrt. Er wurde im September 2000 wegen der Heilung einer italienischen Nonne seliggesprochen.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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