Jerusalem will Hundehaufen zuordnen:Die Kotknacker

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Kampf den herrenlosen Hundehäufchen: Fäkalien von Vierbeinern sollen nicht mehr die Straßen der Heiligen Stadt verunzieren. Jerusalems Stadtverwaltung plant deshalb eine Datenbank mit DNA-Proben aller registrierten Hunde sowie den Kontaktdaten der zugehörigen Halter. Die könnten sich jedoch als Stinkstiefel erweisen.

Peter Münch, Tel Aviv

Manches stinkt zum Himmel in der heiligen Stadt, und deshalb hat die Stadtverwaltung von Jerusalem nun dem Kot den Kampf angesagt. Die Hunde sollen nicht mehr ungestraft ihre Haufen auf Gehwegen, Parkwiesen und Spielplätzen hinterlassen - und um die Übeltäter zweifelsfrei zu überführen, sollen künftig modernste Fahndungsmethoden eingesetzt werden. Angekündigt wurde nun der Aufbau einer Datenbank mit der DNA aller Jerusalemer Vierbeiner, so dass von jedem Haufen aus sofort die Spur zu Hund und Halter zurückverfolgt werden kann.

Ob die Hundehalterin in den hohen Hacken sein Häufchen nach der Verrichtung wegräumt? In Jerusalem stellt sich diese Frage bald nicht mehr. (Foto: AFP)

Erforderlich ist dafür allerdings zunächst, dass von allen Hunden eine Speichelprobe genommen wird. Technisch ist das kein Problem. Das stillschweigende Einverständnis des Hundes vorausgesetzt, muss man lediglich mit einem Wattestäbchen über die Lefzen streichen. Schwieriger aber dürfte es sein, die Hundehalter von der Notwendigkeit der Maßnahme zu überzeugen.

Ein ähnliches Projekt in der Tel Aviver Vorstadt Petach Tikwa war 2008 zwar von der New York Times zu einer der "besten Ideen des Jahres" gekürt worden, aber letztlich daran gescheitert, dass die Hundebesitzer nicht zur Abgabe einer Speichelprobe ihrer Tiere gezwungen werden konnten.

"Es geht uns nicht ums Geld"

Das Veterinärsamt in Jerusalem zeigt sich Berichten zufolge jedoch zuversichtlich, dass diese Hürde genommen werden kann. Verwiesen wird auf eine bereits bestehende Anordnung, nach der Hundehalter auch vorgeladen werden können. Alle etwa 11.000 in Jerusalem registrierten Hunde sollen so von Anfang nächsten Jahres an erfasst werden. Unbehelligt dürften allerdings weiterhin die vielen Hunde bleiben, die nicht registriert sind.

Stadt-Veterinär Zohar Dvorkin ist dennoch vom Erfolg des Vorhabens überzeugt. "Wenn wir 70 bis 80 Prozent der registrierten Hunde in der Datenbank haben, können wir damit beginnen, die Fäkalien einzusammeln", sagte er der Tageszeitung Haaretz.

Jeder Hunde-DNA-Test wird umgerechnet 30 Euro kosten, refinanziert werden soll das Ganze durch die Strafgebühren für überführte Täter, die 150 Euro betragen. Manche in der Stadt träumen schon von einer neuen Einnahmequelle. "Aber es geht uns nicht ums Geld", sagt Dvorkin. Er ist dann zufrieden, wenn die Hundebesitzer den Kot ihre Tiere künftig selbst wegräumen.

© SZ vom 13.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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