Ausgebrochener Löwe:"Er ist riesig"

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Dieser Löwe streunte durch eine italienische Kleinstadt, Kimba heißt er. (Foto: Screenshot www.romatoday.it)

In der italienischen Hafenstadt Ladispoli bricht ein Löwe aus - und spaziert durch die Straßen. Die Anwohner sitzen in ihren Wohnungen und Autos fest. Nun wurde das Tier wieder eingefangen. Der Zirkus spricht von Sabotage.

Diesmal war es kein Wildschwein, sondern wirklich ein Raubtier: In der italienischen Hafenstadt Ladispoli hat am Wochenende ein aus einem Zirkus ausgebrochener Löwe stundenlang für Aufregung gesorgt. Erst nach mehreren Stunden gelang es, ihn einzufangen. Jetzt gibt es Streit, wer Schuld daran hat.

Das Raubtier war am Samstagnachmittag aus seinem Käfig entkommen und dann entlang eines Kanals in die Innenstadt gelangt. Stundenlang streunte es durch die Straßen der 40 000-Einwohner-Stadt im Norden von Rom. Alle Versuche von Zirkuspersonal, Polizei und Feuerwehr, den Löwen einzufangen, brachten zunächst keinen Erfolg.

Bürgermeister Alessandro Grando mahnte die Bevölkerung zu "höchster Vorsicht". Er verhängte sofort eine Art Ausgangssperre. "Ein Löwe ist aus dem Zirkus entkommen. Das Zirkuspersonal ist dabei, ihn einzufangen", erklärte er. Die Menschen sollten am besten daheim oder an einem sicheren Ort bleiben. Viele Anwohner flüchteten daraufhin in ihre Häuser und Wohnungen. Manche saßen vorübergehend in ihren Autos fest.

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Im Internet kursierten Videos, die zeigen, wie das Tier gemächlich durch die Straßen der Hafenstadt und über die Bürgersteige stolziert. "Schau, wie groß er ist, er ist riesig", hört man einen Anwohner sagen, der offenbar vom Fenster seines Hauses aus den Löwen filmte, der von der Straße aus immer wieder in Gärten schaut. "Kinder, geht nicht aus dem Haus", ruft er, während eine Frau immer wieder zu hören ist mit den Worten: "Oh Gott, oh Gott!" Auf einem anderen Video ruft eine Frau nur: "Madonna santa! Mamma mia!"

Kimba, der alte Löwe, sei "ganz lieb", sagt der Zirkus

Später wurde das Tier in einem Schilfgürtel in der Umgebung von Ladispoli gesichtet, kehrte dann aber ins Zentrum zurück. Am Abend gelang es endlich den Löwen ausfindig zu machen und ihn per Pfeil mit einer Spritze zu betäuben. Das Raubtier schlief nach einigen Minuten ein und wurde schließlich zurück in seinen Käfig gebracht.

Im Sommer hatte eine ähnliche Geschichte im Süden von Berlin schon einmal für Schlagzeilen gesorgt: Damals war 30 Stunden lang nach einer angeblichen Löwin gesucht worden, von der es nur unscharfe Bilder gab - bis Videoanalysen und Kotproben ergaben, dass es sich wohl um ein Wildschwein handelte.

Dieses Mal war der Löwe echt. Unklar war allerdings am Sonntag noch, wie das Tier überhaupt in Freiheit kommen konnte. Dem Zirkus "Ronny Roller", der gerade in Ladispoli Station macht, droht nun eine Anzeige wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Zirkusdirektor Ronny Vassallo behauptete jedoch, Opfer von "Sabotage" geworden zu sein. "Wir haben den Käfig geöffnet gefunden, und jemand sah drei Personen zu Fuß wegrennen." Er wird von italienischen Medien zitiert mit den Worten, Kimba, der alte Löwe, sei "ganz lieb".

Tierschützer hingegen kündigten sogleich einen Protest an, dem Zirkus müsse die Lizenz entzogen werden. Bürgermeister Grando verwies darauf, dass Ladispoli 2017 schon einmal versucht habe, Zirkussen mit Tieren den Aufenthalt zu verbieten - was aber vor Gericht gescheitert sei.

In Italien gibt es schon seit längerer Zeit Streit darüber, ob Zirkusse - viele davon kleine Familienunternehmen - noch mit Raubtieren durchs Land touren dürfen. Kritiker werfen ihnen vor, die Tiere zu misshandeln. Nach Schätzungen sind in italienischen Zirkussen etwa 2000 Tiere im Einsatz.

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