Italien:Berlusconi klar gespült

Freispruch für Silvio Berlusconi im Berufungsprozess des Ruby-Skandals. Den Richtern reichte es, dass er nicht gewusst haben will, dass es eine Minderjährige war, die er für Sex bezahlte. Doch ein sinnfreies Urteil macht noch keine Auferstehung.

Ein Kommentar von Andrea Bachstein, Rom

Das habe seine rosigsten Erwartungen übertroffen, sagte Silvio Berlusconis Anwalt. Verblüfft sind aber auch alle anderen zunächst über den Freispruch im Berufungsprozess des Ruby-Skandals.

Sieben Jahre Haft aus der Vorinstanz: nichtig. Der Vorwurf der Prostitution Minderjähriger: vom Tisch. Der Anruf des damaligen Premiers bei der Polizei, sie sollten die 17-jährige, festgenommene Karima el-Mahroug, alias Ruby Herzensräuberin, freilassen, weil sie angeblich Nichte von Ägyptens Präsident Hosni Mubarak sei: kein Amtsmissbrauch.

Noch fehlt die Begründung, wieso die Richter alles anders sahen als ihre Kollegen vor einem Jahr. Klar ist aber schon, einen größeren Gefallen hätten sie Berlusconi nicht erweisen können. Die Verurteilung als Steuerbetrüger und das Amtsverbot haben ihn aus dem politischen Geschäft geworfen, und der stürmische Premier Renzi überstrahlt ohnehin alles. Dass er nun ausgerechnet von jenem Vorwurf freigesprochen wurde, der seinem Ruf am meisten schadete, dürfte Berlusconi ungemein beleben.

Mit etwas Tamtam ist deshalb zu rechnen. Mit mehr aber kaum, die Zeit ist inzwischen zu weit fortgeschritten. An dem Urteil bestürzt weniger der Klarspüleffekt für Berlusconi, sondern folgender Umstand: Den Richtern reichte zum Freispruch, dass der Angeklagte nicht gewusst haben will, dass es eine Minderjährige war, die er für Sex bezahlt hat.

© SZ vom 19.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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