490 000 Likes hat ein Foto, das ihn mit fünf halbnackten Frauen auf einer Yacht zeigt. Ein Bild von einem riesigen Maschinengewehr neben fünf Playstation-Controllern gefällt 320 000 Menschen. Und knapp 630 000 Menschen haben ein Foto gelikt, das zeigt, wie Dan Bilzerian am Pool liegend einer Frau im Bikini in den Schritt fasst und dabei breit grinst.
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Das Bild ist betitelt mit dem Satz, mit dem der designierte US-Präsident Donald Trump so viel Empörung ausgelöst hat: "When you're famous, they let you do it, you can do anything, just grab 'em by the pussy" - "Wenn du berühmt bist, dann lassen sie dich machen, dann kannst du alles machen, ihnen einfach an die Muschi greifen." Schon im Dezember 2015 hatte der 35-jährige Bilzerian auf Instagram ein Foto hochgeladen, das ihn bei einem privaten Treffen mit Trump zeigt. Voller Bewunderung notierte er damals unter dem Bild: "In an age of pussified political correctness, you have to respect people who remain unfiltered."
Wer das Phänomen des ungefilterten Dan Bilzerian verstehen möchte, muss sich mit dem Instagram-Account des bärtigen, breitschultrigen und etwas zu klein geratenen US-Amerikaners beschäftigen, der mit Vorliebe Camouflage-Hosen und hautenge T-Shirts trägt.
"Dan Bilzerian erschafft Träume", sagt der Social-Media-Experte
Auf Instagram hat er knapp 20 Millionen Fans, auf Facebook sind es mehr als zehn Millionen, er gilt als "Social-Media-Persönlichkeit". Die Fotos, die der Mann aus Tampa/Florida täglich hochlädt, zeigen immer das Gleiche: Luxus-Immobilien, Luxus-Autos, Luxus-Yachten, Waffen und spärlich bekleidete Frauen. Man kann darüber staunen, wie viele Variationen dieser immer gleichen Motive möglich sind - und darüber, wie sehr sie die Massen zu begeistern scheinen. Felix Beilharz, Berater für Online-Marketing in Köln, bezeichnet Bilzerian als das männliche Gegenstück zu dem amerikanischen TV-Star Kim Kardashian: "Bisher war dieses Zur-Schau-Stellen von Schönheit, Sexualität und Reichtum eher den Frauen in den sozialen Netzwerken vorbehalten." Jetzt posieren auch vermehrt Männer und zeigen ihren Lifestyle.
Auch wenn nicht allen klar ist, warum: Die Kardashians sind Kaliforniens wohl berühmteste Großfamilie. Wer mit wem verwandt ist - und wodurch jeder einzelne zum Millioneneinkommen der Sippe beiträgt.
Die Dinge, die Bilzerian abbildet - Geld, Macht, enorm viel Freizeit und, glaubt man den Bildern, Erfolg bei schönen Frauen - zeigten genau jene Bereiche, in denen es im Alltag normaler Menschen nicht immer perfekt laufe, sagt der Social-Media-Experte Ibrahim Evsan: "Bei Dan Bilzerian erscheint das Leben immer positiv. Er erschafft Träume."
Zumindest bei einer Klientel, die davon träumt, ständig von einem Haufen halbnackter Frauen umgeben zu sein, muss man vielleicht hinzufügen. Bei allen anderen könnte es auch die Lust am Fremdschämen sein, die zu den hohen Zugriffszahlen auf Bilzerians Seiten führt.
Das Magazin Business Insider und die britische Tageszeitung Mirror bezeichnen Bilzerian als "King of Instagram". Wie er es geschafft hat, zu einer jungen Version des Playboy-Gründers Hugh Hefner zu werden, ist dabei nicht abschließend geklärt. Fest steht, dass er auch bei der amerikanischen Prominenz durchaus ankommt. Angeblich soll er regelmäßig private Pokerabende mit Hollywoodstars wie Tobey Maguire und Mark Wahlberg schmeißen.
Bei allem Sinn fürs Posieren beweist Bilzerian auch ein Gespür fürs Geschäftemachen: Sein Vermögen wird derzeit auf etwa 100 Millionen Dollar geschätzt. Er selbst sagt, dass er das Geld dem Pokerspiel und zahlreichen Wetten zu verdanken habe. Mit einer eigenen Poker-Software soll Bilzerian außerdem eine ganze Menge dazu verdienen.
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Ein paar Dollar dürfte er auch von seinen Eltern zugesteckt bekommen haben. Vater Paul Bilzerian war Ende der Achtzigerjahre Vorsitzender des US-Rüstungsunternehmens Singer Co. Im Sommer 1989 flogen zwielichtige Geschäftspraktiken von Bilzerian Senior auf; in mehreren Prozessen wurde er dafür wegen Betrugs im Zusammenhang mit Firmenübernahmen, Meineid und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe und hohen Geldstrafen verurteilt. Nach einer Strafzahlung von 62 Millionen Dollar übertrug Bilzerian Senior einen Großteil seines Vermögens an Familienmitglieder und meldete Insolvenz an. Seine Söhne Adam und Dan dürften also ein gewaltiges finanzielles Polster von ihrem Vater bekommen haben.
Nicht zuletzt ist für den Multimillionär Dan Bilzerian auch die steigende Zahl seiner Fans in den sozialen Netzwerken von wirtschaftlichem Interesse. Durch sie wird er für Unternehmen als Social Influencer und Vermarkter spannend. Und dafür sind Firmen in der Regel bereit, eine Menge auszugeben.
Für jede Firma dürfte Bilzerian allerdings nicht infrage kommen. Wer einen Ruf als Saubermann zu verlieren hat, wird sich nicht ausgerechnet an einen Waffen schwingenden Sexisten wenden. Für den großen Rest der Wirtschaftswelt aber ist Bilzerian als Unikat interessant. Im Gegensatz zu den unzähligen Food- und Fitnessbloggern auf Instagram verkörpert er einen Lifestyle, der eine völlig überzogene und selbstherrliche Männlichkeitsvorstellung zugrunde liegt - die vielen Menschen zu gefallen scheint oder zumindest neugierig macht. Ob mit oder ohne Grusel.
