Iberische Halbinsel:Das Inferno nach dem Inferno

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Erst im Juni waren in Portugal 63 Menschen gestorben. (Foto: Gonçalo Delgado/imago)
  • Bei schweren Waldbränden sind in Portugal mindestens 39 Menschen ums Leben gekommen, in Spanien vier.
  • Die spanische Polizei hat vier mutmaßliche Brandstifter festgenommen.
  • In den betroffenen Gebieten ist es ungewöhnlich warm und trocken für die Jahreszeit.

Von Thomas Urban, Madrid

Die Worte des galicischen Regionalpräsidenten Alberto Núñez Feijóo klangen eindeutig: "Feuerterrorismus!" Bei den großen Waldbränden, die am Wochenende in der Region ausgebrochen waren, seien in mehreren Fällen Brandstifter am Werk gewesen. Die spanische Polizei nahm bereits vier Personen fest, ein halbes Dutzend Verdächtiger wurde verhört. Im benachbarten Portugal, wo seit dem Wochenende bei Waldbränden mindestens 36 Personen umgekommen sind, wollten die Behörden nicht so weit gehen. Das Innenministerium in Lissabon teilte mit: "Wir gehen von Trockengewittern als Hauptursache aus." Dabei verdunstet der Regen wegen der hohen Temperatur bereits in der Luft, sodass bei Blitzeinschlägen sofort Feuer entstehen.

Für die Jahreszeit war es in der grünen und kühlen Nordwestecke der Iberischen Halbinsel ungewöhnlich warm gewesen, tagsüber lagen die Temperaturen bei mehr als 30 Grad. Zudem hatte es mehrere Wochen lang nicht geregnet, die Becken für Löschwasser waren vielerorts nicht ausreichend gefüllt. Normalerweise herrscht Mitte Oktober in den am Atlantik gelegenen Regionen nasskaltes Wetter. Der Regen kam erst am Montag, er half der Feuerwehr, viele Brandherde einzudämmen. In Portugal waren erneut vor allem dünn besiedelte Gebiete betroffen. Starke Winde vom Atlantik förderten die rasche Verbreitung der Flammen.

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Erst im Juni hatten bei Waldbränden in mehreren dünn besiedelten Gebieten Portugals 63 Menschen den Tod gefunden. Einige von ihnen waren auf der Flucht in ihren Autos verbrannt, weil in der Hitze die Elektronik ausgefallen war und die zuvor automatisch verriegelten Türen nicht mehr geöffnet werden konnten. Die Monokultur in vielen Waldgebieten hat sich als verhängnisvoll erwiesen: In den letzten Jahrzehnten wurden Mischwälder durch Eukalyptusbäume ersetzt, deren Rinde aber stark harzhaltig ist und schell Feuer fängt. Wie im Sommer konnte auch jetzt ein Teil der Einwohner in den betroffenen Dörfern nicht rechtzeitig gewarnt werden, da die Stromversorgung unterbrochen war und der Mobilfunk ausfiel.

In Galicien hingegen brachen viele Feuer in der Nähe mehrerer Städte aus. Zeugen bestätigten den Verdacht, dass es sich in einigen Fällen um Brandstiftung handelte. Über die Motive rätselten die spanischen Medien. Der Bauboom ist vorbei, sodass sich das Abfackeln von Waldstücken nicht lohnt. In manchen Internetforen wurde der Bogen zur Krise um Katalonien auf der anderen Seite der Iberischen Halbinsel gezogen. Aus der nun besonders vom Feuer betroffenen galicischen Provinz Pontevedra stammt nämlich der konservative Premierminister Mariano Rajoy, der am Montag auch sofort dorthin flog. Doch die Feuerwehr wies solche Spekulationen als Unsinn zurück.

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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