Hohe Lebensmittelpreise:Israelis beneiden Deutsche um Billigpudding

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Weil er sich die teuren Lebensmittel in seiner Heimat nicht leisten kann, ist ein junger Israeli nach Berlin gezogen. Auf Facebook postet er den Kassenzettel von einem Discounter - und löst eine hitzige Debatte aus.

Von Sonja Salzburger

An Facebookfotos von glücklichen Pärchen, Urlaubsorten und edlem Essen hat man sich mittlerweile gewöhnt, aber Posts von Kassenzetteln sind eher selten. Ein junger Israeli hat nach einem Supermarkteinkauf in Berlin seine Rechnung in dem sozialen Netzwerk veröffentlicht und damit in seinem Heimatland eine Diskussion über die hohen Lebensmittelpreise dortzulande ausgelöst.

Die Debatte entfachte sich am Preis eines Schokopuddings. In deutschen Discountern kann man den bereits für 19 Cent kaufen. In Israel koste der gleiche Pudding mehr als drei Schekel (64 Cent) und damit mehr als das Dreifache, beschwerte sich der junge Israeli in der Facebookgruppe Olim le-Berlin" ("Wir wandern nach Berlin aus"). Sein Eintrag endetete mit den Worten: "Bis bald in Berlin!"

Viele Online-Kommentatoren gaben dem jungen Mann recht und bestätigten, dass das Leben in Israel viel zu teuer sei. Bereits 2011 hatte es in Israel wegen der hohen Lebenshaltungskosten soziale Proteste gegeben.

Preise wie in der Schweiz

In einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen sagte der 25-Jährige, dass er lieber in Tel Aviv als in Berlin leben würde, aber er sich das Leben dort nicht leisten könne. Für junge Menschen werde es immer schwieriger, in Israel eine Familie zu gründen oder eine Wohnung zu kaufen, zitiert die Jüdische Allgemeine den Auswanderer: "Die Preise sind wie in der Schweiz, aber die Gehälter sind nicht entsprechend."

Sogar der israelische Finanzminister Yair Lapid hat sich am Dienstag in einem Radiointerview mit dem Armeesender zu dem Post geäußert und angekündigt, dass die Regierung das Problem in ihrem neuen Haushaltsplan aufgreifen und gegen die hohen Lebensmittelpreise vorgehen werde.

Es gab allerdings auch Kritik. Einige Israelis erzürnten sich darüber, dass billige Lebensmittelpreise kein Grund sein sollten, um zurück in das Land zu ziehen, in dem Juden in der Vergangenheit Schreckliches angetan wurde.

Doron Cohon, ehemaliger Generalsekretär des israelischen Finanzministeriums, warf dem Auswanderer vor, die Internetcommunity zu täuschen - da er verschwiegen habe, dass es sich um einen Kassenzettel aus einem Discounter und nicht aus einem gewöhnlichen Supermarkt handele.

Mit Material von dpa

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