Drogenfahndung:Zoll findet Rekordmenge an Heroin

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Ermittlungen wie bei der FIU, noch dazu mit einer Razzia, sind äußerst ungewöhnlich. (Foto: Ralf Hirschberger/dpa)
  • Nach einem Tipp aus den Niederlanden ist der deutschen Zollfahndung der bislang größte Heroinfund in Deutschland gelungen.
  • Die Drogen waren schon Ende Mai gefunden worden, es musste jedoch erst überprüft werden, ob es sich wirklich um einen Rekord handelte.
  • Der Wert der Schmuggelware dürfte bei 40 bis 50 Millionen Euro liegen.

670 Kilogramm Heroin auf einen Schlag - das sei die größte Menge Heroin, die in Deutschland je entdeckt wurde, sagte ein Sprecher des Zollfahndungsamtes am Dienstag in Berlin, und: "Dieser Aufgriff ragt aus allem heraus. Etwas Vergleichbares haben wir bisher nicht feststellen können." 670 Kilogramm, so viel wiegt immerhin ein großes Pferd.

Der Verkaufswert auf der Straße dürfte bei 40 bis 50 Millionen Euro liegen, hieß es am Dienstag. Dabei fand der Fund eigentlich schon in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni statt: Laut den Papieren sei der Lkw mit einem georgischen Kennzeichen aus Kirgisistan über Kasachstan, Russland, Weißrussland, Litauen und Polen nach Deutschland gefahren. Die Zollexperten sprachen von der "Nordroute" im Gegensatz zu der früher meist üblichen Strecke der Drogenschmuggler über die Balkanländer. Der Fahrer, laut Zoll ein 63-jähriger Türke, sitzt in Untersuchungshaft.

Rauschgiftkriminalität
:Drogenhandel per Schokoriegel

Deutsche und niederländische Ermittler haben eine europaweit agierende Online-Plattform für Drogenhandel aufgedeckt. Um ihre Geschäfte abzuwickeln, verschickten die Täter zunächst Süßigkeiten.

Der Zielort sei eine Firmenadresse in Belgien, die sich als Tarnadresse herausstellte, so der Pressesprecher. Die deutschen Behörden hatten einen Hinweis von Ermittlern aus den Niederlanden erhalten. Dabei wurde auch der Lkw bekannt, der daraufhin zur Fahndung ausgeschrieben wurde. Als der Lastwagen an der Grenze bei Frankfurt an der Oder ankam, untersuchte der Zoll ihn genau. Erste Auffälligkeiten wurden beim Röntgen der Ladung entdeckt. Der Frachtraum und alle Kartons wurden geöffnet.

In 532 kleineren Verpackungen waren jeweils ein bis 1,3 Kilogramm Heroin versteckt. "Turkish Delights" und "Helva" stand auf den Packungen - die Namen von türkischen Süßwaren, die auch Lokum und Halva genannt werden. Der Reinheitsgehalt des Heroins liegt bei 53 Prozent. Bis zum Verkauf auf der Straße wird das Rauschgift üblicherweise weiter gestreckt und hat dann laut den Experten des Zolls einen Reinheitsgehalt von zwölf bis 20 Prozent. Die 670 Kilogramm hätten zwei Millionen sogenannte Konsumeinheiten ergeben. Das Heroin war vermutlich für den Verkauf in verschiedenen Ländern innerhalb der EU gedacht.

In den vergangenen Wochen war überprüft worden, ob es sich wirklich um einen Rekordfund handelte. Man habe sich mit dem Bundeskriminalamt ausgetauscht und auch den Kollegen sei keine größere Menge bekannt, die früher entdeckt worden sei. Nun stünden intensive Ermittlungen an, um die weiteren Hintergründe zu klären, sagte Grote. Dazu sei Kontakt in die Niederlande aufgenommen worden. Auch deswegen sei der Fund erst jetzt bekannt gegeben worden. Zu den Hinterleuten aus der organisierten Kriminalität "können wir derzeit noch keine weiteren Informationen geben". Mit diesem Rekordfund sei "dem Markt eine große Menge entzogen worden", betonten die Zollfahnder. Wie sich das auswirke, stehe aber noch nicht fest.

Die bisherigen Rekordhalter waren Ermittler aus Nordrhein-Westfalen. Ihnen war 2014 ein Heroinfund von 330 Kilogramm geglückt. Die Drogen waren in einer Ladung eingelegter Gurken und Knoblauch versteckt.

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