Sexualverbrechen:Harvey Weinstein im Krankenhaus

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Harvey Weinstein vor dem Gericht in Manhattan im Jahr 2020. (Foto: John Minchillo/AP)

Eigentlich sollte der frühere Filmmogul zu einer Anhörung vor Gericht erscheinen. Nun wurde der 72-Jährige in eine Klinik eingeliefert - die Verlegung in eine New Yorker Haftanstalt war zu viel, sagen seine Anwälte.

Der frühere Filmmogul Harvey Weinstein befindet sich im Krankenhaus. Nach Angaben seines Sprecher- und Anwaltsteams wird der 72-Jährige, der sich wegen Sexualdelikten in Haft befindet, in einer New Yorker Klinik behandelt. Weinstein habe Bluthochdruck, Herzleiden und "eine Vielzahl" von anderen Gesundheitsproblemen.

Weinstein war nach dem Richterspruch am Donnerstag aus einer Haftanstalt im Norden des US-Bundesstaates New York näher an die Metropole nach Rikers Island verlegt worden, gab Weinsteins Sprecher bekannt. Seine Verlegung nach New York habe zu gesundheitlichen Problemen geführt, die nun ärztlich überwacht werden müssten. Er wird im Bellevue Hospital in Manhattan behandelt.

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Von Peter Burghardt

Der Staatsanwaltschaft zufolge sollte Weinstein am 1. Mai zu einer Anhörung vor Gericht in Manhattan erscheinen. Eine knappe Woche zuvor hatte ein Berufungsgericht die historische Verurteilung Weinsteins von 2020 überraschend aufgehoben.

Mit knapper Mehrheit befand das Gremium, dass bei dem damaligen Prozess Verfahrensfehler gemacht wurden. Es ging damals vor allem um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Tatsächlich stützte sich die Staatsanwaltschaft bei dem weltweit beachteten Fall auch auf eine Reihe von Zeuginnen, die Weinstein sexuelle Übergriffe vorwarfen, die allerdings nicht Teil der Anklage waren. Damit sollte aufgezeigt werden, dass die Taten Weinsteins einem wiederkehrenden Muster folgten.

Trotz der Entscheidung vom Donnerstag bleibt Weinstein im Gefängnis. In einem zweiten Strafprozess in Los Angeles, in dem es ebenfalls um Sexualverbrechen ging, war er 2023 zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden - zusätzlich zu den 23 Jahren in New York. Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg muss nun entscheiden, ob er ein neues Verfahren gegen Weinstein einleitet. Man werde "alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall erneut zu verhandeln", teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit.

Weniger Vorwürfe, bessere Karten

Die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi, eine der Hauptzeuginnen der Anklage, hatte in dem New Yorker Prozess teils unter Tränen ausgesagt und vor der Jury angebliche Übergriffe Weinsteins geschildert. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrer Anwältin Gloria Allred sagte Haleyi am Freitag, dass sie es in Erwägung ziehe, bei einem weiteren Prozess wieder auszusagen, obwohl die Erfahrung "traumatisierend" und "furchterregend" gewesen sei. Die Aufhebung des Urteils gegen Weinstein sei "niederschmetternd". Die Richter hätten damit eine "extrem entmutigende" Botschaft für Opfer von sexueller Gewalt überall vermittelt.

Der erste Weinstein-Prozess markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte damals die "Me Too"-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

Weinsteins Anwälte seien für einen neuen Prozess bereit, falls es dazu kommen werde, heißt es in der Erklärung seines Sprechers. Bei diesem Verfahren würde es weniger Vorwürfe geben und Weinstein habe bessere Karten.

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