Essen:Das englische Frühstück ist in Gefahr

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Ein echtes English Breakfast. Doch künftig könnte das Ei dazu aus Italien kommen. (Foto: Richard Äemík/PantherMedia)

In Großbritannien werden die Eier knapp, den Cafés fehlt die entscheidende Zutat für das wohl legendärste Frühstück der Welt. Manche setzen schon auf eine Alternative namens Tofu-Scramble. Doch es gibt Hoffnung.

Von Alexander Mühlauer, London

Keine Frage, es gibt Länder, die kulinarisch mehr zu bieten haben als Großbritannien. Das heißt allerdings nicht, dass es auf der Insel nicht auch emotional zugehen kann, wenn es ums Essen geht. Seit ein paar Tagen ist jedenfalls nicht nur die Boulevardpresse alarmiert, schließlich geht es um eine entscheidende Zutat für das wohl legendärste Frühstück der Welt: das Ei beim English Breakfast.

Wer in Großbritannien schon einmal vernünftig gefrühstückt hat, weiß, dass es dabei an nichts fehlen darf. Da sind die Würstchen, die gebratenen Champignons, die gegrillten Tomaten, die Speckscheiben, die Baked Beans - und natürlich die Eier. Womit wir beim Problem wären, denn die Eier werden knapp.

So knapp, dass man in britischen Supermärkten nur noch eine bestimmte Anzahl an Packungen kaufen darf. Bei Marks & Spencer sind es zwei pro Person, bei Aldi und Lidl immerhin noch drei. Wer beim Online-Supermarkt Ocado bestellt, bekommt des Öfteren die Mitteilung: out of stock, nicht auf Lager. Und nicht nur dort. In den sozialen Netzwerken gibt es allerlei Fotos von Supermärkten mit leeren Eierregalen. Und weil viele Menschen eben so gestrickt sind, dass sie hamstern, wenn etwas knapp wird, rationieren die Supermärkte die Eier jetzt.

Warum die Eier knapp werden, ist nicht ganz leicht zu beantworten

Nun sind leere Supermarktregale in Großbritannien nicht ganz ungewöhnlich. Der Brexit und die Corona-Pandemie hatten immer wieder mal zur Folge, dass Nudeln, Mineralwasser und Toilettenpapier knapp wurden. Und jetzt also die Eier. Warum das so ist, ist nicht ganz leicht zu beantworten. Es kommt, wie so oft, darauf an, wen man fragt. Die Supermarkt-Manager sagen, es gebe vor allem zwei Ursachen: die Vogelgrippe und die Hitzewelle im Sommer. Beides habe dazu geführt, dass viele Hühner gestorben seien.

Die Hühnerhalter sehen das ein wenig anders. Aus ihrer Sicht gibt es noch einen ganz anderen Grund für die Knappheit: Seit dem Krieg in der Ukraine sind die Kosten für Futter und Energie massiv gestiegen. Und zwar so sehr, dass ein Verband der Eierproduzenten, die British Free Range Egg Producers Association, Alarm geschlagen hat. Einige egg farmer hätten den Betrieb aufgeben müssen, man fordere deshalb die Supermärkte auf, mehr für Eier zu bezahlen.

Die Frage ist allerdings, ob die Kundschaft das mitmacht. Die Preise für Eier sind nämlich schon gestiegen. Bei Aldi kostet ein Dutzend Eier 30 Pence mehr als im Vorjahr. Bei Waitrose sind es sogar 50 Pence. Eier zählen mit zu den Lebensmitteln, die die Inflationsrate in Großbritannien auf elf Prozent getrieben haben.

In der Not isst selbst der Engländer Rührei made in Italy

Die hohen Preise machen auch Cafés und Pubs zu schaffen. Noch schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass die Eier knapp werden. Bei der Pub-Kette Wetherspoons haben sie sich notgedrungen ein paar neue Zutaten fürs English Breakfast einfallen lassen. Und so gibt es jetzt an manchen Standorten statt Eiern Kartoffelpuffer, Zwiebelringe oder Pommes zum Frühstück. Ein richtiger Ersatz für Spiegel- oder Rührei ist das selbstverständlich nicht, aber was soll man machen?

Weil der Eierengpass laut Experten bis nach Weihnachten andauern soll, dürften manche Gastronomen nun darüber nachdenken, welche Alternativen es überhaupt gibt. Am ehesten kommt wohl Tofu-Scramble infrage, eine Art veganes Rührei. Natürlich gäbe es auch Eipulver, das aus getrockneten Eiern hergestellt wird, aber mit einem proper English Breakfast hat das nichts mehr zu tun.

Immerhin scheint es nun ein wenig Hoffnung zu geben. Die Supermarktkette Sainsbury's hat damit angefangen, Eier aus Italien zu importieren. Das ist für Liebhaber der britischen Frühstückskultur natürlich nicht ganz leicht zu verkraften, aber in der Not isst selbst der Engländer Rührei made in Italy.

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