Leipzig:Prozess gegen Gil Ofarim vorerst geplatzt

Sänger Gil Ofarim bei einem Interview. Der Prozess gegen ihn wurde verschoben. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Eigentlich sollte die Verhandlung am Montag starten, doch offenbar braucht es zur Vorbereitung mehr Zeit. Der Musiker hatte einem Hotel in Leipzig Antisemitismus vorgeworfen, nun ist er selbst angeklagt wegen Verleumdung.

Der Prozess gegen den Musiker Gil Ofarim wegen Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein Leipziger Hotel ist zunächst geplatzt. Das teilte das Landgericht Leipzig mit. Ursprünglich sollte der Prozess am kommenden Montag dort starten. Ofarim sollte sich wegen des Verdachts falscher Verdächtigung und Verleumdung verantworten.

Die sechste Strafkammer begründete die Absage unter anderem mit einem kurzfristigen sogenannten Adhäsionsantrag der Nebenklage. Adhäsionsantrag bedeutet, dass das Opfer einer Straftat (in diesem Fall der Hotelmitarbeiter) zivilrechtlich Entschädigung geltend machen will. Aus ökonomischen Gründen soll nun die zivilrechtliche Klage an das Strafverfahren angehängt werden - und der Angeklagte bekommt mehr Zeit, um sich darauf vorzubereiten.

Weil die zuständige sechste Strafkammer mit Haftsachen derzeit ausgelastet ist, sei mit einer Neuterminierung frühestens in einem halben Jahr zu rechnen, hieß es weiter.

Die Zeit soll auch genutzt werden, um über eine weitere Anklageerhebung gegen den 40-jährigen Ofarim zu entscheiden, der aus München stammt. Dabei geht es um falsche eidesstattliche Versicherung sowie Betrug und versuchten Betrug. Zudem regte das Gericht an, einen Versuch für einen Täter-Opfer-Ausgleich und damit eine außergerichtliche Einigung zu unternehmen.

Gil Ofarim, Sohn des bekannten israelischen Sängers Abi Ofarim, hatte vor einem Jahr in einem Video geschildert, dass ein Mitarbeiter eines Leipziger Hotels ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Der Film ging viral und löste eine Debatte über Antisemitismus in Deutschland aus. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hat sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Der betroffene Mitarbeiter hatte Anzeige erstattet.

© SZ/dpa/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Prozess in Leipzig
:Anklage gegen Gil Ofarim zugelassen

Ein knappes Jahr nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen einen Leipziger Hotelmitarbeiter muss sich Musiker Gil Ofarim vor Gericht verantworten. Bislang hat er zur Anklage wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung geschwiegen.

Von Ulrike Nimz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: