Freiburg:Angeklagter Spanier gesteht Missbrauch von Neunjährigem

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Vor dem Landgericht Freiburg hat der fünfte Prozess im Missbrauchsfall von Staufen begonnen. (Foto: dpa)
  • Ein 33 Jahre alter Mann aus Spanien soll wiederholt nach Baden-Württemberg gereist sein, um den damals neun Jahre alten Jungen aus Staufen zu missbrauchen.
  • Zu Beginn des Prozesses in Freiburg gesteht der Mann die Taten.
  • Um sich an dem Kind vergehen zu können, soll der Angeklagte der 48-jährigen Mutter des Jungen und ihrem 39-jährigen Lebensgefährten mehrere Tausend Euro gezahlt haben.
  • Der Junge soll jahrelang anderen Männern zum Missbrauch angeboten worden sein.

Mehr als 1000 Kilometer soll der Mann gereist sein, um einen neunjährigen Jungen sexuell zu missbrauchen. Vor dem Landgericht Freiburg hat am Donnerstag der Prozess gegen einen 33 Jahre alten Mann aus Spanien begonnen. Es ist der fünfte und letzte in einem Fall, der bundesweit Entsetzen ausgelöst hatte. Der Junge war von seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten anderen Männern zum Missbrauch angeboten worden.

Der Spanier, der sich laut Anklage selbst "Onkel Luc" nannte, soll mehr als 10 000 Euro dafür bezahlt haben, um sich an dem Jungen vergehen zu können. Gleich zu Beginn des Prozesses legt er ein Geständnis ab. Er habe schwere Straftaten begangen und dem Jungen großes Leid zugefügt, sagte der Mann. Er habe das Kind mehrfach vergewaltigt und dafür Geld bezahlt. Als Grund nannte er sein sexuelles Interesse an Kindern. Er wolle eine Therapie machen.

Missbrauchsfall Staufen
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Der Missbrauchsfall von Staufen schockiert sogar erfahrene Ermittler. Ihren Anfang nahm die Geschichte bereits im Jahr 2005, nun fällt das Urteil gegen eine Mutter und ihren Lebensgefährten.

Die Liste der Vorwürfe gegen den Mann ist lang: besonders schwere und schwere Vergewaltigung, Kindesmissbrauch, Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, schwere Zwangsprostitution sowie Besitz und Verbreitung kinderpornografischen Materials. Neben einer langen Haftstrafe fordert die Staatsanwaltschaft eine anschließende Sicherungsverwahrung für den Angeklagten.

Mutter und Lebensgefährte sollen das Kind im Internet angeboten haben

Im Hauptprozess stehen seit Mitte Juni die 48-jährige Mutter und ihr 39-jähriger Lebensgefährte in Freiburg vor Gericht. Christian L. und seine Lebensgefährtin Michaela Berrin T. sollen den Sohn der Frau von 2015 an bis September 2017 über das Darknet zum sexuellen Missbrauch angeboten haben. Sie sollen den inzwischen zehn Jahre alten Jungen gezielt und gegen Geld an Männer vermittelt haben, die das Kind dann missbrauchten, quälten, verletzten, demütigten, beleidigten, erniedrigten, filmten.

Der nun vor Gericht angeklagte Spanier soll zu denjenigen Männern gehören, die den Jungen am häufigsten missbrauchten. Laut Anklage reiste der Mann von Anfang September 2016 bis August 2017 mehrmals von Barcelona aus per Flugzeug und Mietwagen ins mehr als 1000 Kilometer entfernte südliche Baden-Württemberg, um sich an dem Jungen zu vergehen. Für die Taten mietete er laut Polizei und Staatsanwaltschaft jeweils Ferienwohnungen in Kippenheim und Ringsheim nördlich von Freiburg an. Das Gericht hat vier Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil gegen den Angeklagten könnte Anfang August fallen.

Vier weitere Männer sind in dem Missbrauchsfall bereits verurteilt. Mitte Juli war ein 37 Jahre alter Mann aus der Schweiz zu neun Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung und zu einer Zahlung von 14 000 Euro Schmerzensgeld verurteilt worden. Ein Bundeswehrsoldat bekam im Mai acht Jahre Gefängnis, hier ordnete das Landgericht Freiburg die Zahlung von 12 500 Euro Schmerzensgeld an. Ein Schleswig-Holsteiner wurde Ende Juni in Karlsruhe zu acht Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt. Das erste Urteil war im April ergangen. Ein 41-Jähriger aus dem Umfeld des Freundes der Mutter war zu zehn Jahren Haft und Sicherheitsverwahrung verurteilt worden.

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Von Ralf Wiegand, Freiburg

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