Frauenmörder in Kanada:Ein verstörendes Doppelleben

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In Kanada muss ein Offizier wegen der Ermordung zweier Frauen lebenslang ins Gefängnis. Er war zudem in die Häuser Dutzender Frauen eingebrochen und hatte sich fotografiert - in der Unterwäsche seiner Opfer.

Bernadette Calonego, Vancouver

Es ist ein verstörender Anblick: Russel Williams, damals noch der allseits respektierte Kommandant der größten Luftwaffenbasis in Kanada, posiert in Büstenhalter und Höschen. Sie gehören einem 12-jährigen Mädchen, in dessen Haus der 47-jährige Oberst eingebrochen ist. So sah man den hohen Militär auf einem der mehreren hundert Bilder, die bei seinem Prozess gezeigt wurden. Nun ist Williams unter anderem wegen zweifachen Mordes verurteilt worden.

Russell Williams ist in zahlreiche Häuser eingebrochen, hat sich in Frauenunterwäsche fotografiert, teilweise Frauen sexuell missbraucht und schließlich zwei seiner Opfer getötet. (Foto: REUTERS)

Auf seinem PC haben die Ermittler Tausende solcher Fotos gefunden und in seiner Garage Berge weiblicher Unterwäsche. Während des Prozesses in Belleville in der Provinz Ontario ging ob der vielen erschreckenden Details manchmal ein schockiertes Raunen durch den voll besetzten Gerichtssaal. Der Angeklagte, der in sich zusammengesunken und mit gesenktem Kopf dasaß, war noch vor einem Jahr damit betraut gewesen, die Queen und kanadische Premierminister zu pilotieren. Williams' Frau ist Direktorin der Kanadischen Herz- und Hirnschlag-Stiftung.

Aber dieser Mann brach von 2007 bis 2009 immer wieder obsessiv in Häuser von Frauen und Mädchen ein, die er zuvor beobachtet hatte, stahl deren Unterwäsche und fotografierte sich so bekleidet in obszönen Positionen. Die Bilder von Williams in Mädchen-Unterwäsche gehören indessen zu den harmloseren, die er während seiner Straftaten schoss. Zwei Frauen überfiel er in deren Haus, fesselte sie und fotografierte sie in erniedrigenden Posen. Stundenlang hielt er sie fest. Zudem hat Williams die brutalen Vergewaltigungen und anschließenden Morde an zwei Frauen auf Video aufgezeichnet.

Eines seiner Opfer, die 37-jährige Marie-France Comeau, war eine Soldatin unter seinem Kommando. Er vergewaltigte sie stundenlang und verschloss dann ihre Nase mit Klebeband, so dass sie erstickte. Ihrem ahnungslosen Vater sandte er nach dem Auffinden der Leiche ein Kondolenzschreiben. Sein zweites Mordopfer, die 27-jährige Angestellte Jessica Lloyd, missbrauchte und schlug er zuerst in ihrem Haus. Dann schleppte er sie in sein eigenes Landhaus in der Nähe. Als es der verletzten Frau so schlecht ging, dass sie ihren Tod nahen spürte, sagte sie der Anklage zufolge: "Wenn ich sterbe, sagen Sie meiner Mutter, dass ich sie liebe?" Dann brach die Videoaufzeichung ab.

Williams wurde anhand eines blutigen Schuhabdrucks und des Reifenprofils seines Nissan Pathfinder überführt. Er bekannte sich zu allen Vorwürfen schuldig: Dazu gehören zwei Morde, zwei Überfälle mit sexueller Gewalt und gut 80 Diebstähle von Fetisch-Unterwäsche. Der Richter verurteilte Williams zu lebenslanger Haft. Nach kanadischem Recht kann der Verurteilte frühestens in 25 Jahren seine Entlassung auf Bewährung beantragen, theoretisch zumindest.

Nach dem Urteil verlor Williams den militärischen Rang und wurde offiziell aus der Armee ausgeschlossen. Mit den Opfern, die vor seiner Videokamera um ihr Leben flehten, hatte der Mörder kein Mitleid. Der Tod seiner Katze Curio aber habe ihn wirklich sehr gestresst, erklärte er den Ermittlern.

© SZ vom 25.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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