Flugzeugabsturz vor den Komoren:"Flammen schlugen aus der Maschine"

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Der Airbus, der vor der Küste Ostafrikas ins Meer stürzte, hatte gravierende Mängel. Die Suche nach den Passagieren geht weiter - bislang wurde nur ein Kind lebend gefunden.

Flug IY 626 hatte vom Flughafen der Komoren-Hauptstadt Moroni bereits die Landefreigabe erhalten. Für die meisten der 142 Passagiere an Bord des Airbus A310 der staatlichen jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia standen die Ferien bei Freunden und Verwandten unmittelbar bevor. Viele von ihnen waren Komorer, die in Frankreich lebten und in dem bitterarmen Archipel im Indischen Ozean ihren Heimaturlaub verbringen wollten. Kurz nach Mitternacht führte sie der Landeanflug am frühen Dienstagmorgen an der Küstenlinie der Hauptinsel Grande Comore vorbei.

In Frankreich, Jemen und auf den Komoren warten Angehörige der Passagiere auf Nachrichten. (Foto: Foto: AFP)

Doch dann ging etwas schrecklich schief beim Einschwenken auf die Landebahn des in Strandnähe gelegenen Flughafens Moroni: Der 19 Jahre alte Unglücks-Jet, der schon vor zwei Jahren bei einer Inspektion in Frankreich durchgefallen war, stürzte in die Fluten des Indischen Ozeans. Ein Fischer will gesehen haben, wie er taumelnd in die Tiefe fiel, eine Dorfbewohnerin sprach von Flammen, die aus der Maschine schlugen.

Schwierige Wetterverhältnisse

Tatsache ist, dass der Wetterbericht vor starkem Wind warnte, der am Dienstag auch die Bergungsarbeiten der Rettungsboote beeinträchtigte. Das ist jedoch nicht ungewöhnlich für die Insel; die offizielle Anflugkarte weist Piloten generell auf das Turbulenzen-Risiko beim Anflug auf die Landebahn 02 hin.

Auf dem Flughafen der Insel-Hauptstadt spielten sich menschliche Tragödien ab, als das lange vergebliche Warten und Hoffen der Angehörigen schrecklicher Gewissheit wich. Erst Stunden später wurden die ersten Leichen, Wrackteile sowie ein Ölteppich vor der Inselgruppe entdeckt. Wie durch ein Wunder wurde ein fünfjähriges Kind lebend aus den Fluten gerettet. Für weitere Überlebende - insgesamt waren 142 Passagiere und elf Besatzungsmitglieder an Bord - gab es jedoch kaum Anzeichen. Spekulationen setzten ein, wo Informationen rar waren: War es doch das zweite Mal innerhalb eines Monats, dass ein Airbus abstürzte.

Wieder ein Airbus-Unglück

Erst am 1. Juni war ein Airbus A330 der Air France auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris über dem Atlantik mit 228 Menschen an Bord aus noch ungeklärter Ursache im Atlantik versunken. Doch die beiden Airbustypen sind kaum vergleichbar - der seit 1985 gebaute Airbus A310 ist technologisch sozusagen ein Urahn des weitaus moderneren A330. Airbus reagierte unmittelbar nach Bekanntwerden des schweren Unglücks und schickte ein Untersuchungsteam auf die Insel.

Das abgestürzte Flugzeug, das in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gestartet war, wies nach Angaben der französischen Regierung zahlreiche Mängel auf. Eine Überprüfung der zivilen französischen Luftfahrtbehörde 2007 hatte mehrere Schwachstellen aufgedeckt, so dass die Maschine Frankreich seitdem nicht mehr anfliegen durfte.

Dennoch hielten im Rundfunk befragte Experten ein technisches Versagen so kurz vor der Landung eher für unwahrscheinlich und konzentrierten ihre Ursachenforschung auf die Wetterverhältnisse. Frankreich schickte Schnellboote und Militärflugzeuge, um die Bergungsarbeiten zu unterstützen.

Der Inselstaat - einer der ärmsten und kleinsten der Welt - ist bekannt für seine Tornados. Erst am vergangenen Montag hatte ein derartiger Tropensturm auf der Nachbarinsel Madagaskar mit einer Windgeschwindigkeit von über 180 Stundenkilometern in der Stadt Tulear gewütet und vier Menschenleben gefordert.

© Ralf Krüger, dpa/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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