Pakistan:Passagierflugzeug stürzt in Wohngebiet ab

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In einem Wohngebiet eines Stadtteils von Karatschi ist ein Flugzeug abgestürzt. (Foto: Rizwan Tabassum/AFP)

Das Unglück geschah kurz vor der Landung in Karatschi. Von den knapp 100 Menschen an Bord haben zwei überlebt. Einer von ihnen berichtet nun im Fernsehen über den Moment vor dem Absturz.

Von Arne Perras, Singapur

Die ersten Videoaufnahmen zeigten dicke schwarze Rauchwolken über Karatschi, aufgeregte Menschen, die telefonieren, manche rennen los in Richtung Unfallstelle, kurze Zeit später Bilder der Feuerwehrmannschaften, die qualmende Trümmerteile löschen. Die Hoffnung, dass dort noch Überlebende zu finden wären, waren von Anfang an gering.

Später wurde bekannt, dass zwei Menschen das Unglück überlebt haben. Einer von ihnen, Muhammd Zubair, hat am Freitagabend im pakistanischen Fernsehen über den Moment vor dem Unglück gesprochen: "Die Menschen gerieten in Panik und begannen laut zu beten", sagte er dem Sender Geo TV. "Der Pilot hielt das Flugzeug für die nächsten zehn bis fünfzehn Minuten in der Luft und machte eine zweite Ansage zur Landung, aber das Flugzeug stürzte ab", sagte er. Nach dem Absturz sei überall Feuer zu sehen gewesen. "Überall waren Schreie von Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen zu hören." Zubair erlitt bei dem Unglück Verbrennungen, sei aber in einem stabilen Zustand.

Der Flug PK 8303 von Lahore nach Karatschi war mit 91 Passagieren und acht Crewmitgliedern am Freitag abgestürzt. Nach Flugplan sollte er um 14:45 Uhr Ortszeit landen. Pakistans Armeechef Qamar Javed Bajwa erklärte, er trauere mit den Familien der Opfer und versprach jede Hilfe für die Bergung des Airbus A320.

Rettungsteams schwärmten aus, pakistanische Medien berichteten, dass etwa 25 bis 30 verletzte Bewohner von der Absturzstelle in die Krankenhäuser gebracht wurden. "Wir versuchen, so viele Leben zu retten wie möglich", erklärte Imran Ismail, Gouverneur der Provinz Sindh. Kurz vor dem Absturz habe der Pilot dem Tower technische Probleme der Maschine gemeldet, sagte PIA-Chef Arshad Malik. Funksprüche deuteten auf ein Versagen eines Triebwerks der Maschine hin. Augenzeugen berichteten lokalen Fernsehsendern, dass sie das Flugzeug um den Flughafen kreisen sahen, bevor es in dem Wohngebiet abstürzte.

Ein leitender PIA-Mitarbeiter sagte in einer Videobotschaft: "Die letzten Worte des Piloten lauteten, dass ein technisches Problem aufgetreten sei." Die Fluglotsen gaben beide Landebahnen für ihn frei, doch habe der Pilot gesagt, er wolle zuerst kreisen. Die Maschine sei von China geleast gewesen, hieß es. Premierminister Imran Khan kündigte eine umgehende Untersuchung an. Pakistan hatte erst vor wenige Tagen seine Inlandsflüge wieder aufgenommen, die zuvor wegen der Corona-Krise gesperrt worden waren, die Flugzeuge transportieren wegen der Abstandsregeln in der Kabine weniger Passagiere als gewöhnlich.

Das Flugzeug stürzte in die dicht bewohnte Siedlung "Model Colony", die nur etwa zwei Kilometer von der Landebahn entfernt liegt. Pakistan ist im Laufe der Jahrzehnte Schauplatz zahlreicher Flugzeugunglücke gewesen, zuletzt stürzte eine PIA-Maschine auf dem Weg von Islamabad nach Chitral im Dezember 2016 ab, alle an Bord starben. Besonders schlimm war das Jahr 2010, als nahezu 200 Menschen bei drei Unglücken ums Leben kamen. In Erinnerung ist den älteren Pakistanern auch noch der Absturz einer Herkules-Militärmaschine 1988, bei dem der Diktator Zia ul Haq, pakistanische Generäle und auch der US-Botschafter in Pakistan ums Leben kam. Vermutet wurde damals Sabotage, doch die Ursache wurde nie aufgeklärt

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