Flughafensicherheit:Sprengstoff-Imitat fliegt mit

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Eklatante Sicherheitslücke: Ein Journalist schleust in Amsterdam unbehelligt eine präparierte Flasche an Bord einer US-Maschine - zwei Monate nach dem Beinahe-Attentat von Detroit.

Gut zwei Monate nach dem knapp vereitelten Bombenanschlag auf eine in Amsterdam gestartete US-Passagiermaschine hat ein Reporter auf dem dortigen Flughafen ein Sprengstoff-Imitat in ein Flugzeug geschmuggelt und ist damit bis in die USA geflogen.

Der für solche Aktionen bekannte niederländische TV-Journalist Alberto Stegeman berichtete, er habe auf dem Airport Schiphol einen Liter Flüssigkeit im Handgepäck durch die Kontrollen geschleust und sei damit über den Londoner Heathrow-Flughafen in die US-Hauptstadt Washington geflogen. "Das hätte jederzeit auch Explosivstoff sein können", erklärte der Reporter.

Das Nationale Koordinierungsbüro der Niederlande für Terrorismusbekämpfung ordnete nach der TV-Sendung eine sofortige Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen an, sagte ein Sprecher der Behörde. "Wir haben die Fernsehsendung ausgewertet und sind im Gespräch mit Vertretern des Flughafens Schiphol über Veränderungen, die nötig sind, um das Problem rasch zu lösen."

Stegeman erklärte Sonntagabend im Recherche-Magazin Undercover Nederland des TV-Senders SBS6: "Es ist immer noch recht einfach, eine Bombe in ein Flugzeug zu bekommen."

Für seine Aktion habe er Sicherheitslücken im Bereich des Duty-Free-Verkaufs am Amsterdamer Flughafen ausgenutzt. Manche Duty-Free-Shops liegen zwar nach der Pass-, aber noch vor der Sicherheitskontrolle am Einstiegsgate. Der "Trick": Ein Mitglied des Stegeman-Recherche-Teams kaufte auf Schiphol eine Literflasche Alkohol, ohne den Flug, für den er sich dabei mit seiner Bordkarte ausgewiesen hatte, tatsächlich zu nehmen.

Letzter Stopp Duty-Free-Shop

Stegeman füllte die Flasche außerhalb des Airports mit Wasser und verschloss sie wieder. Dann legte er die präparierte Flasche an der Kasse des Duty-Free-Shops zum Kauf vor, wo sie von einem ahnungslosen Verkäufer ordnungsgemäß in einer Sicherheitstüte versiegelt wurde. Damit konnte Stegeman - obwohl Beamte den in Holland prominenten Journalisten erkannten und seine Sachen besonders genau durchsuchten - die Sicherheitskontrolle passieren.

Schiphol war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, nachdem ein Nigerianer dort am ersten Weihnachtstag 2009 am Körper versteckten Plastiksprengstoff in eine Maschine der US-Gesellschaft Delta/Northwest Airlines geschmuggelt und versucht hatte, die Bombe beim Landeanflug auf Detroit zu zünden. Der 23-jährige Umar Farouk Abdulmutallab war von Passagieren und Besatzungsmitgliedern überwältigt worden. Nach dem Anschlagsversuch führte Schiphol als erster Flughafen der Welt sogenannte Nacktscanner zur routinemäßigen Kontrolle von Passagieren bei Flügen in die USA ein.

Bereits im Dezember 2008 hatte Stegeman Sicherheitslücken im niederländischen Luftverkehr angeprangert. Damals war es ihm und einer Mitarbeiterin gelungen, mit auf einem einfachen Kopierer gefälschten Ausweisen der Gesellschaft KLM bis zur Sondermaschine von Königin Beatrix zu gelangen.

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