Vegetarier werden das nicht gerne hören, aber Deutschland und der Schweinebraten - die gehören schon zusammen. Kein Fleisch essen die Deutschen lieber als das vom Schwein - 38 Kilo pro Kopf und Jahr laut Agrar-Marktforschungsinstituts AMI. Das weiß wohl auch Kanzlerin Angela Merkel und fordert Toleranz für alle Schweinefleischesser ein. Der Appell richtet sich aber freilich nicht an die Vegetarier, sondern an Muslime.
In ihrer neuesten Videobotschaft sagt Merkel: "Wir respektieren Bräuche und Regeln, aber es darf nicht zu einer Einschränkung kommen. Die Toleranz gehört schon dazu, dass wir uns in unseren Essgewohnheiten jetzt nicht verändern müssen." Der Schweinebraten, der muss also schon sein dürfen. Man sei bisher schließlich auch mit Vegetariern klargekommen, fügte die Kanzlerin hinzu.
Mit ihrer Botschaft wärmt Merkel einen Streit auf, der fast schon so alt ist wie die Flüchtlingsdebatte. Schon im März beschloss die CDU Schleswig-Holstein, es müsse ein Recht auf Schweinefleisch in Kantinen geben. Einige hatten nämlich aus Rücksicht auf muslimische Kinder Schweinefleisch vom Essensplan gestrichen. Mehrere Politiker äußerten sich besorgt über diese Entwicklung, darunter Bundesernährungsminister Christian Schmidt und schon damals die Kanzlerin.
In Dänemark tobte der Frikadellenkrieg
Was in Deutschland der Schweinebraten, ist in Dänemark übrigens die Frikadelle. Dort kam es zu einem Streit, der sich zu einem regelrechten "Frikadellenkrieg" auswuchs. Die 60 000-Einwohner-Stadt Randers zwingt seither alle Schulkantinen dazu, Schweinefleisch anzubieten.
Im Kieler Landtag wurde der CDU-Antrag auf ein verpflichtendes Schweinefleischangebot mit dem klingenden Namen "Pluralismus im Nahrungsmittelangebot öffentlicher Kantinen" hingegen unter viel Gelächter abgelehnt.
