- Besetztes Schulgebäude in Kreuzberg wird geräumt
- 200 Flüchtlinge leben dort unter menschenunwürdigen Bedingungen
- Immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen unter Bewohnern
Die Räumung
Das Bezirksamt und die Polizei versuchten am Dienstagvormittag, die Bewohner der besetzen Schule, etwa 200 Flüchtlinge, zunächst zum freiwilligen Umzug in zwei andere Unterkünfte zu bewegen, sagte ein Bezirkssprecher. Bei der anschließenden Räumung des Gebäudes in Berlin-Kreuzberg kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Polizisten setzten dabei auch Pfefferspray ein.
Etwa 40 Protestierer versuchten vergeblich, die Absperrungen der Polizei an der Ohlauer Straße vor dem früheren Schulgebäude zu stürmen. Andere Unterstützer der Flüchtlinge, die in den abgesperrten Bereich gelangt waren, wurden von Polizisten weggetragen. Mit Sprechchören protestierten Demonstranten gegen die Räumung.
Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot Schulgebäude vertreten und sperrte Straßen ab. Die Polizei twitterte, der Senat habe den Bewohnern neue Unterkünfte zur Verfügung gestellt. Sie liegen in den Stadtteilen Spandau und Charlottenburg.
Die Schule in Kreuzberg
Die Schule steht bundesweit im Blickpunkt, weil sie seit anderthalb Jahren von zahlreichen Flüchtlingen besetzt ist. In dem Schulgebäude leben seit Dezember 2012 etwa 200 Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen, die meisten aus Afrika. Es gibt nur wenige Toiletten und lediglich eine Dusche. Die Flüchtlinge wohnen in leeren Klassenzimmern, mit Matratzen und Möbeln, die sie auf der Straße gefunden haben. Zuletzt wohnten dort auch Roma-Familien, Obdachlose und Drogendealer.
Im Fokus der Polizei
Ende April wurde ein 29-jähriger Mann von einem Mitbewohner erstochen, ein weiterer lebensgefährlich verletzt. Unter den Bewohnern kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Regelmäßig werden Drogen gefunden, immer wieder müssen Einsatzkräfte kommen. Die Polizei ist schon zu mehr als 100 Einsätzen ausgerückt. Die Deutsche Polizeigewerkschaft erklärte daher, die Räumung komme zwar spät, sei aber "richtig und unverzichtbar".
Linktipp:
SZ-Berlin-Korrespondentin Verena Mayer beschreibt die Zustände vor Ort in einem ausführlichen Bericht.