Feuer in Duisburg:Drei tote Kinder nach Sofabrand

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Bei einem Brand in Duisburg sind nach Angaben der Polizei drei Kinder und eine Frau ums Leben gekommen. Schaulustige behinderten die Rettungsarbeiten.

Die Ursache für den Brand in einem Duisburger Mehrfamilienhaus am Sonntag steht mittlerweile fest: Der sechsjährige Sohn der Familie hatte an einem Sofa gezündelt, das im Gang des Wohnhauses stand. Als das Sofa in Flammen stand, versucht er sie selbst zu löschen - er scheiterte und lief weg. In dem Altbau schlugen die Flammen schnell von dem Möbelstück im Erdgeschoss in den ersten Stock hoch.

Schaulustige stehen in Duisburg vor dem Wohnhaus, in dem bei einem Brand vier Kinder ums Leben gekommen sind. (Foto: Foto: dpa)

In dem Feuer kamen am Sonntagnachmittag drei Kinder und eine Frau ums Leben. Polizei und Feuerwehr waren zunächst von vier toten Kindern ausgegangen, korrigierten ihre Angaben dann aber am Abend.

Bei der toten Frau handle es sich wohl um die 44 Jahre alte Tante der drei toten Kinder, die ersten Ermittlungen zufolge zwischen zwei und elf Jahre alt waren. Der Vater der Kinder konnte sich mit einer von Passanten herbeigebrachten Leiter aus der brennenden Wohnung im ersten Obergeschoss retten, wie van der Maat entsprechende Augenzeugenberichte bestätigte. Die Mutter sei unterwegs gewesen.

Die Eltern wurden vor Ort von einem Notfallseelsorger betreut.

Bei dem Feuer wurden zudem laut Polizei zwei Erwachsene und ein Kind verletzt; sie erlitten Rauchgasvergiftungen. Über den genauen Gesundheitszustand und die Identität der Verletzten war laut van der Maat am Abend noch nichts bekannt.

Die Feuerwehr erklärte, bei den Verletzten handele es sich um zwei Bewohner des ersten Obergeschosses und einen aus dem Dachgeschoss. Ein Bewohner wurde den Angaben zufolge über eine Drehleiter aus dem viergeschossigen Hauses in einer belebten Einkaufsstraße im Stadtteil Marxloh gerettet.

"Das ist der schwärzeste Tag meines Lebens"

Mohamed Serhan, der die Szene eigenen Angaben zufolge beobachtet hat, sagte, der Vater der drei toten Kinder habe sich auf einen Sims gerettet und sei dann über die von Passanten herbeigebrachte Leiter hinabgestiegen. Zunächst sei der Rettungsversuch an der zu kurzen Leiter gescheitert, berichtete der 32-Jährige.

"Das ist der schwärzeste Tag meines Lebens", sagte Serhan. Die Passanten hätten dem Vater noch zugerufen, er solle seine Kinder zum Fenster bringen. Doch dieser habe von einer Beinverletzung berichtet und gerufen, ihm sei das nicht möglich.

Der Wohnungsbrand wurde der Feuerwehr um 16.02 Uhr gemeldet. Bei ihrem Eintreffen brannten die Räume im ersten Obergeschoss in voller Ausdehnung, wie die Einsatzkräfte mitteilten. Der Brand war nach einer Stunde gelöscht. Die Feuerwehr war mit etwa 80 Einsatzkräften vor Ort. Allerdings behinderten Schaulustige den Angaben zufolge die Einsatzkräfte.

Augenzeugen bezweifelten allerding die von der Feuerwehr angegebene Ankunftszeit: Die Feuerwehr habe 20 Minuten gebraucht, um zu kommen, sagte Selvedin Kasumovic. Nach der Ankunft habe die Feuerwehr dann noch "lange mit ihrem Wagen herum rangiert und in aller Ruhe die Leiter ausgefahren", kritisierte der 36-Jährige. "Ich wohne hier um die Ecke. Ein Kumpel hat an meine Tür geklopft und gesagt: Hol eine Leiter, da verbrennen Kinder", berichtete er.

"Die Feuerwehr kam noch später"

Auch der 38-jährige Rasin Ceka berichtete von einem späteren Eintreffen der Rettungskräfte: "Ich habe um 16:03 Uhr die Polizei angerufen. Da habe ich noch eines der Kinder am Fenster gesehen. Erst um 16:17 Uhr ist die Polizei gekommen. Die Feuerwehr kam noch später. Und dann haben sie erst mal den Mann aus dem oberen Stockwerk mit der Drehleiter herausgeholt, bevor sie hinein gegangen sind."

Die Feuerwehr bezeichnete die Vorwürfe am Sonntagabend als "völlig haltlos". Diesen Angaben zufolge waren die Einsatzkräfte vier Minuten nach dem Notruf vor Ort, um 16.06 Uhr.

Der Brand erschütterte die Menschen in der Nachbarschaft. Am Abend legten die Nachbarn Kerzen und Kuscheltiere an dem Mehrfamilienhaus nieder.

Es war der zweite katastrophale Großbrand innerhalb weniger Tage in der Region. Bei einem Feuer in einem Hinterhofhaus in Schwelm am Rande des Ruhrgebiets waren am Montag vergangenen Woche eine die hochschwangere Frau, ihr Lebensgefährte und zwei Geschwister getötet worden.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/bavo/abis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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