Fernseh-Doku über Queen Elizabeth II:"Niemand weiß je, was sie denkt"

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Ein Leben mit Pokerface: Königin Elisabeth II. ist nicht gerade für ihre Gefühlsausbrüche bekannt. (Foto: AFP)

Kühl, freundlich, distanziert: Eine britische Fernseh-Doku gibt Einblicke in das Leben der Queen. Vieles ist erwartbar, doch Szenen, in denen sich die Monarchin um die richtige Positionierung einer Obstschale kümmert, überraschen.

Von Alexander Menden

Die Königin von England hat in ihrem Leben geschätzt vier Millionen Menschen getroffen. Dabei hat sie es stets vermieden, "Hello" oder "Goodbye" zu sagen. Das ist kein Zeichen von Herablassung, sondern einfach eine Form der Zeitersparnis. Würde sie jeden verbal begrüßen, gingen täglich ein bis zwei Stunden dafür drauf. Das ist eine der Erkenntnisse, die man aus der englischen Fernsehdokumentation Our Queen gewinnt.

Der Sender ITV hatte den am Montagabend ausgestrahlten, zweistündigen Film als "bahnbrechendes, eindringliches Porträt" der britischen Herrscherin angekündigt. Was der Zuschauer bekam, waren zum einen viele wohlwollend-ehrerbietige Stellungnahmen von Familie (Prinz Charles, Prinzessin Eugenie) und Untertanen (David Cameron, Boris Johnson). Zum anderen ein paar Szenen mit der Queen in "privaten Situationen", in denen sie genauso viel von sich preisgab, wie sonst auch, nämlich nichts.

Das heißt nicht, dass der Film, der das Jubliäums- und Olympiajahr 2012 dokumentiert, keine interessanten Einblicke in den Alltag des Souveräns gibt. "Stehen diese Obstschalen nicht ein bisschen zu nah an den Tellern?" fragt sie beispielsweise den Chef des Dienstpersonals bei der Abnahme eines Tischgedecks für den Besuch des indonesischen Präsidenten. Diese Art von Mikromanagement ist überraschend; weniger überraschend ist die Geschwindigkeit, mit der die Diener ausschwärmen, um die Schalen von den Tellern zu rücken. Im königlichen Haushalt widerspricht niemand.

Doch ganz gleich, ob beim Besuch einer Grundschule, einer landwirtschaftlichen Leistungsschau oder des Luxuskaufhauses Fortnum and Mason: Die Queen bleibt immer freundlich, kühl, distanziert. An diesem Eindruck ändert sich auch nichts, wenn die Kamera sie vor der wöchentlichen Audienz mit dem Premierminister dabei beobachtet, wie sie mit einem resoluten Fußtritt ein gusseisernes Kaminschutzgitter gerade rückt.

Robbie Williams, der bei der Royal Variety Show auftritt, bringt es auf den Punkt: "Die Queen ist immer völlig fehlerlos. Und sie fällt nie aus der Rolle." Und nach ihrem Besuch einer Sitzung des britischen Regierungskabinetts - übrigens dem ersten eines englischen Königs seit dem späten 18. Jahrhundert - sagt Bildungsminister Michael Gove: "Niemand weiß je, was sie denkt." Das ist ihr Geheimnis - und das bleibt es auch nach Our Queen.

© SZ vom 19.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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